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Kleinere Mitteilungen.
europaea) heissen Rotkehlehenbrot, weil sie den» Rotkehlchen besonders wohl munden und auch nicht schaden; bekommt aber aus Versehen der Papagei sie, so ist er geliefert und kann nur gleich sein Testament machen. Das führt mich dnrauf, dass es auch Widerspruch herausfordert, wenn C. W. Strickland am Eingänge seiner Notiz sagt: „Es ist nicht richtig, dass die Tiere keine Kibennadein fressen, weil sie wissen, dass sie giftig sind.“ Von den Tieren im allgemeinen wird kein verständiger Mensch behaupten, dass sie wissen, was giftig ist. Nur von den wilden Tieren kann das gesagt werden, nicht aber von den zahmen, die schon etwas Menschenähnliches angenommen haben. Denn die Menschen, je höher sie in der Kultur empor- und jo mehr sie von der Natur abgekommen sind, um so weniger wissen sie das, was giftig ist, von dem, was nicht giftig ist, zu unterscheiden.“
Dass dieser Artikel von unserm vortrefflichen Naturbeobachter Job. Trojan, einem genauen Kibcnkenner, herrührt, würden unsere Leser merken, auch wenn ich es nicht ausdrücklich bemerkte.
Das erste Berliner Dampfschiff. Nur wenigen dürfte es bekannt sein, dass die Spree zu denjenigen europäischen Flüssen gehört, welche am frühesten von einem Dampfschiff' befahren worden sind, und dass in Herl in zuerst die Einrichtung einer regelmässigen Dampfschifffahrt auf der Spree geplant wurde. Carl Gustav Carus (1789—18(10), Königlich sächsischer Leibarzt, berühmter Naturforscher und Psychologe, bekannt auch durch seine Freundschaft mit Goethe, hielt sieh in den letzten Ostcrtagon des Jahres 1817 in Berlin auf und erzählte darüber in seinen „Lebenserinnerungen und Denkwürdigkeiten“: „Unter mancherlei, was mir sonst in jenen Tagen in Berlin an Sehenswürdigkeiten aufstiess, muss ich doch auch erwähnen, dass ich dort am Tiergarten auf der Spree das erste kleine Dampfschiff sah, das mir vorgekommen ist. Ich besitze noch eine flüchtige Zeichnung, die ich an Ort und Stelle mir davon entworfen hatte, und weiss, dass es die Neugier vielfältig beschäftigte, obwohl es von vielen Superklugen der Zeit als eine ganz miissige Erfindung betrachtet wurde, die unmöglich grosse Resultate haben könne.“ Er fügt dann noch hinzu: „Es war wirklich das erste in Deutschland erbaute! Es war von llumphrcys zu Pichelsdorf an der Spree erbaut worden und sollte zwischen Hamburg und Berlin fahren, wurde aber wenig benutzt und ging bald ein.“ Die letztere Bemerkung ist nicht richtig. Denn gerade 1 lo Jahre früher, anno li07, fuhr ein französischer Emigrant Denis Papin auf einem von ihm selbst gebauten Dampfboot auf der Fulda von Kassel nach Münden. Das Staunen, welches im Anfang unseres Jahrhunderts die ersten Dampfschiffe erregten, muss zur Zeit des Denis I’apin mehr abergläubischer Schrecken gewesen sein. Das Fahrzeug wurde für ein Werk des Teufels gehalten und an der hannoverschen Grenze von der Sehiffer- gilde zerstört. So haben wir Deutschen erst nach weiteren hundert Jahren ein Dampfschiff wiedergesehen, und zwar in der jetzigen Reichshauptstadt.
Carus sah das Dampfboot nahe dem Grossfürstenplatz und den Zelten an der Spree. Pichelsdorf liegt, wie bekannt, an der Havel. Im Märkischen Museum befindet sich eine lithographierte Abbildung dieses Dampfers.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cilstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
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