Heft 
(1900) 9
Seite
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Von den Grabsteinen der Germanen und Wenden.

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et principibus eorum muncris data non in alia vilitate, quam quae humo iinguntur.

Nach der Annahme des Christentums behielten sie die Sitte bei, die Grabmäler ihrer Toten in 'Wäldern und auf dem Felde durch Denksteine zu bezeiohnen und zum Unterschied von den älteren heidnischen Gräbern die Form des Kreuzes darauf zu bilden. Deutsche und Wenden konnten sich lange nicht entschlossen, ihre Toten auf eigenen geweihten Kirchhöfen zu begraben, sondern legten sie in Wäldern und auf freiem Felde in den Schooss der Erde und bezeichneten ihre Grabstätte durch steinerne Denk­mäler. Daher die bekannte Verordnung Karls des Grossen, welche das Bei­setzen der Toten in Hügeln nach heidnischer Weise streng untersagte. Auch der Bischof Otto von Bamberg erliess ein sehr scharfes Verbot gegen diese Sitte.*)

(S. 1117.) Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Grabhügel oder Hünen­gräber ursprünglich den Germanen eigentümlich waren. Solche Ehrenhügel errichteten sie nur ihren Edelsten und Tapfersten, und den im Kampf gefallenen Helden, am liebsten auf flachen Waldhöhen in heiligen Hainen, Sie begruben die Leichname und nur in seltenen Fällen verbrannten sie dieselben und setzten die Asche und Knochenresto in Urnen bei. Die Slaven dagegen verbrannten ihre sämtlichen Toten und bewahrten die Überreste in Urnen. Die Grabstätten legten sie in den Ebenen auf weiten Feldern an, und den Edlen und Heerführern errichteten sie Denkmäler von Steinen.

Von den bei Crossen und Cunersdorf aufgefundenen Grabstätten habe ich im Wochenblatt, Jahrg. 1836 No. 7 und 8, und in demselben Jahrg. No. 18 Auskunft gegeben und die aufgefundenen Urnen, Geräthe, Nadeln und Ringe abbilden lassen. Einzelne Urnen haben sich an vielen Orten, in unserer Stadt sogar bei Fundamentirung abgebrochener und neu aufgeführter Häuser, besonders an der Oder entlang gefunden.

(S. 1118.) Die Gegend von Brieskow (in alter Zeit Writzig genannt) über Lossow, Markendorf, Lichtenberg, Boossen, Mallnow, Podelzig bis Rcitwein ist in Beziehung auf die älteste Geschichte der Wenden klassisch zu nennen. Überall findet man in diesem Landstriche Hünengräber, Burg­wälle, Opfersteine, Grabstätten, Totenurnen u. dgl. Vieles ist verfallen, zerstört, durch den Sturm der Zeit verwehet. Was noch vorhanden ist, sollte erhalten, was in Urkunden sich befindet, gesammelt werden.**) Die

*) Ne sepeliant mortuos Christianos inter Paganos in silvis aut in campis. Abbas "Usperg. ad Ann 1124.

**) Bei Grenzbestimmungen kommen in alten Urkunden häufig die Ausdrücke vor:de via, quae ducit in tumulum gigantis ad sepulcrum Slavorum situm ad tumulum terrae et lapidum usque ad sepulchra Schlavorum inde vertentes ad montem lapideum, Dupna muggula Slavicali more sic nominatum u. dgl. Muggula heisst Grabmal. In mehreren Gegenden Pommerns werden noch jetzt die Hünen­gräber Mogille und Mogrille genannt. 8. den 3. Jahresb. d. Ges. f. pommersche Gesch. u. Altert. S. 66 und Urkundliche Beiträge zur Kenntnis der Altertümer heidnischer Vorzeit, in Ledeburs Archiv f. d. preuss. Geschichtskunde 9. Band, S. 154.