Heft 
(1900) 9
Seite
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Dr. Christian Wilhelm Spieker:

beiden grossen Umwallungen an der Oder bei Lossow und Reitwein, offenbar heilige Örter und Tempel wendischer Gottheiten, Herthaburgen oder Wodan­sitze, sind sehr merkwürdig und verdienen eine besondere Untersuchung und Beschreibung.*) Die Sandhügel hinter den Runen am Wege nach Müllrose und nach Rosengarten zu sind unverkennbar Heldenbetten.

(S. 1165.) Zu diesen 5 Näpfchensteinen, die zu Bckmanns Zeiten sich noch um Boossen herum befanden, gehört der jetzt aufgefundene und aus­gegrabene nicht. Er liegt auf der linken Seite des Weges von Boossen nacli den Runen, etwa 400 Schritt hinter der Fichten-Schonung. Steinsprenger sahen ihn mit der äussersten Spitze aus der Erde etwas hervorragen und umgruben ihn. Je tiefer sie kamen, desto grösser wurde der Umfang des Steins.

(S. 1189.) Unter allen deutschen Landschaften finden sich nirgends so viele und so reichhaltige Hünengräber als in Hessen, besonders in Nieder­hessen, dem eigentlichen Sitze der Chatten. Schon im 17. Jahrhundert sind hier Nachgrabungen angestellt und das Ergebnis derselben bekannt gemacht. Die merkwürdigsten und interessantesten Entdeckungen wurden aber zu Anfänge des vorigen Jahrhunderts in der Nähe des Dorfes Maden bei Gun­densberg auf der sogenannten Maderhaide, unweit dem Ederfluss, gemacht. Den Gewinn dieser Nachgrabungen hat J. H. Schminke in einer besonderen Dissertation beschrieben und in Abbildungen bekannt gemacht.**) In den höchsten dieser Grabhügel fand man über den 3 Urnen auch 3 menschliche Gerippe, und zwar auf den Leib gelegt. Diese Vermischung zweier Ge­bräuche gehört zu den selteneren Fällen und hat sich bis jetzt nur gefunden:

1) zu Wernstadt in Sachsen, wo sich aut der einen Seite die Urne mit den gebrannten Knochen eines Kindes befand, auf der andern Seite Knochen von einem begrabenen Menschen, schon ziemlich mürbe, zwischen beiden aber in der Mitte ein vollkommenes Mannsgerippe, zu dessen Seite ein Spiess lag.***)

2) In den um Wiesbaden herum neuerdings entdeckten Gräbern, wo man Urnen mit verbrannten Knochen und unverbrannte Gerippe in geringer Entfernung von einander ausgegraben, f)

3) Unter den Braunfelsischen Hügeln enthielt grade der höchste ein Geripp, ein anderer Geripp und Urne zugleich, ff)

4) In den bei Dornburg im Weimarschen kam derselbe Fall vor, sowie sie in den slavischen Hügeln in Pommern.fff)

*) S. meine Geschichte und Beschreibung der Oberkirche S. 39 und 437.

**) De umis sepulchralibus et armis lapideis veterum Cattorum. Marb., 1714.4.

***) Schminke führt dies in der vorgenannten Abhandlung aus Büttners Schrift über den Leichenbrand Cap. 7 an. Dagegen findet sich im ganzen mit Grabhügeln angefüllten Schlesien kein Beispiel davon. S. Budorgis von Friedrich Kruse, S. 104 in der Anmerkung.

f) Willi. Carl Grimm, über Deutsche Runen, S. 258.

ff) Schaum, Altertümer u. s. w., S. 32 und 52.

fff) Seil, Geschichte von Pommern, I, 20.