Von den Grabsteinen der Germanen und Wenden.
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5) Sjöborg und Thorlacius führen ein Beispiel an, wo in einer Steinkiste verbrannte Knochen und Asche und ein paar Ellen tiefer unverbrannte Gerippe lagen.*)
6) In dem Grabe bei Jägerprijs, welches Pontoppidan beschrieben hat, fand man erst die Aschenkrüge, in der Steinwölbung aber 3 Gerippe und eins voranliegend.**)
7) In zwei Steingräbern in dem Ilügelberge bei Landshut fand man neben etlichen, zum Teil zerbrochenen Urnen, nicht blos ein menschliches Skelett, dessen Haupt auf einem Pferdeschädel ruhte, sondern auch andere Pferdeknochen und das Brustbein eines Vogels.***)
Am 30. Mai 1785 wurden bei Neu Stettin zwei grosse Hünengräber geöffnet. Sie waren etwa 8 Fuss breit und 14 Fuss lang und enthielter 4 vollständige Totengerippe. Die Toten waren blos auf die Erde hingelegt und mit Steinen bedeckt. Bei jedem Toten lagen einige Stücken Eisen und bei einem Gerippe 2 grosse Zähne von einem Auerochsen oder Elentiere. Die Zähne der Begrabenen waren noch ganz gesund und so weiss wie Elfenbein, f)
In dem Grabmale zu Bentzelwitz i. P. fand man zehn Menschengerippe mit Kopf und Körper dicht an einander gepresst in krummer Stellung und untergeschlagenen Füssen, ff)
Durch diese Entdeckungen wird die Vermutung immer wahrscheinlicher, dass das Verbrennen und die Beerdigung der Leichen zu gleicher Zeit üblich gewesen und in demselben Grabhügel beide Gebräuche in Ausübung kommen konnten, vielleicht nach einer bestimmten, uns noch unbekannten Unterscheidung.fff)
(S. 1206.) Einen Bericht über die bis zum Jahre 1798 in Deutschland aufgegrabenen Hügel enthält eine Abhandlung von Hirt in den Memoiren der Berliner Akademie von jenem Jahre: Sur les monumens sepulcraux des anciens peuples du nord. Darin ist auch ein Teil der hierher gehörigen Literatur angegeben. Viel vollständiger findet man aber dieselbe in Law ätz encyklopädischem Wörterbuche Artikel Begräbnis, in Er sch Handbuch der deutschen Litteratur Abth. VI, S. 198, in Keuss Repertorium der Schriften
*) Sjöborg, Nomenclatur pp. S. 93, und Thorlacius, über Hügel pp. S. 253.
**) Historische Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen, übersetzt von V. A. Heinze, VII, S. 287 f.
***) Beides, Pferdeknochen, besonders Schädel und Reste von Vögelskeletten, sind gar nichts Ungewöhnliches in germanischen Gräbern und Totenhügeln. In einem der Totenhügel im Wendelsteiner Forste unweit Klein-Rossleben fand man sogar nicht weit von einem noch ziemlich vollständigen menschlichen Skelett, ein ganzes, zwischen grossen Platten bestattetes Pferd. Dr. Wilhelmi, i. d. Heidelb, Jahrb. 1843, Maiheft, S. 423.
f) Fabris und Hammerdörfers histor. u. geograph. Monatsschreiben, I. Band. 2. Stück, S. 131.
ff) Seils Gesch. von Pommern. S. 21.
fff) Vergl. Birger und Thorlacius über Hügel und Steinkreise. 8. 63.