Heft 
(1900) 9
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Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.

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oder durchs Wasser. Vor dem Graben angekommen sprang der Hase wenigstens viermal so weit ins Wasser, als mein Hund, tauchte zunächst unter, kam sofort wieder hoch, schwamm, verfolgt von dem fixen Hunde, dem jenseitigen Ufer zu, erreichte dasselbe mit einer gewissen Schnelligkeit und weiter gings! Popp gab schliesslich sein Ziel auf, kam in gedrückter Stimmung zu mir zurück, gerade als ob er sich schämte, dass er nicht den Sieg davongetragen. [B. T. Bl. 19. Nov. 1895.

27) Schon seit dem 16. Jahrh. haben die brandenburgisch-preussischen Herrscher es sich angelegen sein lassen, neues Wild in ihren Forsten aus­zusetzen, teils vom Standpunkt der Nützlichkeit, teils vom Standpunkt der Jagdlust. Begüterte Grossgrundbesitzer folgten und folgen noch jetzt diesem fürstlichen Vorbilde, das auch vom Standpunkt der Zoologie und Biologie höchst dankenswert ist, nicht selten nach. Auf ähnliche Ansiedelungsversuche beziehen sich die folgenden Nummern 28 bis 32 und 34.

28) Ansiedelung des Schneehasen in Deutschland. Ein interessantes, faunistisches Akklimatisierungs- und Züchtungs - Experiment ist in diesen Tagen in den verschiedensten Teilen des deutschen Eeiches, sowohl an der Nordsecküste, in Holstein und in Pommern, wie in Mitteldeutschland, in Schlesien und in Rheinland begonnen worden, nämlich die Ansiedelung des skandinavischen Schneehasen (Lepus glacialis), der zu diesem Zwecke in mehreren Hundert ausgesucht schönen und kräftigen Exemplaren von einem Braunschweiger Tierhändler aus Petersburg bezogen und jetzt an die Besteller in den verschiedensten Gegenden Deutschlands verteilt worden ist. Der nordische Schneehase übertrifft unsern einheimischen Hasen an Grösse und unterscheidet sich von ihm durch sein weisses Fell, das an den Ohrspitzen schwarz gefärbt, sonst aber nur ausnahmsweise dunkel gefleckt ist; das Auge des Tieres ist schwarz. Der Preis für einen lebenden Schnee­hasen ist nicht niedrig; er beläuft sich auf 13 Mark für das Stück. Auf den Ausgang des Ansiedlungsversuchs mit dem Schneehasen darf man gespannt sein. Hoffentlich wird den jetzt ausgesetzten Zuchtexemplaren die gebührende Schonung zu Teil und es ergeht ihnen nicht, wie den vor einigen Jahren zur Zucht ausgesetzten Schneehasen des bekannten Tierfreundes Baron v. Cramm, in Oelber a. w. W., dem, wie die Magdeb. Ztg. mitteilt, diese Tiere, sobald sie das Jagdrevier des Herrn v. C. überschritten, von rücksichtslosen Grenznachbarn als interessantes, seltenes Wild, ausnahmslos abgeschossen wurden. B. T. Bl. 24. Febr. 1895.

29) Hamburg, 16. Januar. Ein Transport von fünfzig Stück lebender Hasen, in Kisten verpackt, passirte den hiesigen Bahnhof, Die Hasen kommen von Schlesien und sind für Dänemark bestimmt, wo sie ausgesetzt werden sollen. Neun der Tiere krepierten unterwegs, während die übrigen sich anscheinend wohl befanden. Es sind noch weitere