Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
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33) Dem königlichen Hofjagdamt liegt im Winter die Sorge ob für circa 1200 Schwäne der Ilavel und Spree. Sobald die Flüsse sich mit Eis zu bedecken beginnen, müssen die Schwäne, die dann nur spärlich Nahrung finden, nach den eigens bestimmten Futterplätzen in Spandau und Potsdam geschafft werden, wo sie bis zum Frühjahr mit Gerste gefüttert werden. Unter Leitung von Strombeamten werden die Schwäne zusammengeholt. Diesmal hält es sehr schwer, die Schwäne auf ihren Standorten aufzusuchen, da am Lande hoher Schnee liegt und das mit Schnee bedeckte Eis der Flüsse noch nicht hält. B. T. Bl. 9. Jan. 1895.
34) Der Vermehrung des Federwildes in unseren Jagdgebieten widmet die staatliche Forstverwaltung ihre besondere Fürsorge. So werden gegenwärtig in der Umgegend von Sommerfeld in der Mark in hühner- armen Gegenden Tausende von Rebhühnern ausgesetzt; sie stammen aus der Gegend von Koinotau in Böhmen, wo sie mit der Netzfalle gefangen worden sind. Ebenso wie an dieser Stelle mit Rebhühnern wird in den Forsten des Ostens für die Vermehrung des Fasanenbestandes gesorgt.
B. T. Bl. 5. Jan. 1899.
35) Die Jagd auf Rebhühner im Stadtkreis Berlin ist eröffnet. Der einzige Jäger, welcher hierbei in Frage kommt, ist, wie „Sport im Bild“ meldet, Herr Gutsbesitzer Bötzow, der in Berlin N. und NO. wie 0. noch grosse unbebaute Terrains besitzt, welche noch landwirtschaftlich benutzt werden, und wo in jedem Jahre einige Völker Rebhühner liegen. Vor einigen Jahren noch war dies freilich anders; heute wo einer der elegantesten Stadtteile Berlins erstanden ist, unmittelbar hinter dem Zoologischen Garten, an der Kaiser Wilhelm-Gedächtniskirche, fing beispielsweise ein Jagdterrain an, wo es bis zum Grunewald recht viele Rebhühner gab, und w t o wir manches Huhn geschossen haben. Heute sind diese Herrlichkeiten längst vorüber und zählen zu den tempi passati. Herr Bötzow r ist der letzte Mohikaner, der einzig Übriggebliebene, welcher im Stadtkreise Berlin noch Jagdgerechtigkeit ausüben darf. Er geniesst nebenbei den Vorzug, dass auf seinem Terrain, so auch im diesem Jahre, die Jagd mindestens einen Tag eher eröffnet werden darf, als irgend anderswo im preussisclien Staat. Dieser Bevorzugte ist also in der angenehmen Lage, bereits junge, frische Rebhühner essen zu dürfen, während andere Sterbliche noch mit Rinds- goulasch oder einem frugalen Schweinernen vorlieb nehmen müssen. Siechen freilich steht in dem (sicher ungerechtfertigten) Verdacht, einen heimlichen Pakt mit Bötzow geschlossen zu haben. Denn nirgends giebt es bekanntlich in öffentlichen Lokalen eher frische Rebhühner der Saison als bei Siechen. Wie wir hierzu bemerken wollen, ist indess der öffentliche Verkauf von Rebhühnern in Berlin vom Tag der Jagderöffnnng, in diesem Jahr also vom 18. August ab, gestattet, und dass, da im Böhmen die Jagd stets früher als hier eröffnet wird, von dort stets reichliche Zufuhren für den ersten Markttag eintreffen. Die Jagd auf Rebhühner in der Mark Brandenburg ist vorgestern eröffnet worden. Die Resultate des ersten Jagdtages waren sehr verschieden. Viele Reviere haben nur wenig Hühner, andere zeigen guten Besatz.