Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
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von Hessen aus der Herrschaft Hessenstein (Holstein), der Herzog von Schleswig-Holstein aus Primkenau (Holstein), den Graf Hahn-Basedow und andere eingesandt. Den Mittelpunkt des folgenden Raumes bildet die Hirschkollektion des Fürsten Pless, darunter das als bestes deutsches Rothirschgeweih mit dem Ehrenpreis des Kaisers ausgezeichnete. Es sind unzweifelhaft die stärksten Rothirscbgcweihe der ganzen Ausstellung, welche hier beisammen sind, wenn es uns auch scheinen will, als ob bei manchen noch das Wapitiblut hervorträte, das zur Auffrischung des Rotwildstandes in der fürstlichen Wildbahn verwendet worden ist. Dabei waren die Hirsche durchweg schlechter bei Leibe als die vom Kaiser in Rominten zur Strecke gebrachten. Die Wände dieses Saales tragen die Gamskrickeln — über welche nicht viel zu sagen ist — sowie die Rehgehörne, denen fast sämtlich anzusehen ist, wie sehr ihre Träger unter den Folgen des letzten strengen Winters zu leiden gehabt haben. Häufiger als bei den Hirschgeweihen sind die Abnormitäten vertreten, und manche derselben sind wirklich hoch interessant. Der mit dem ersten Preise bedachte Sechserbock des Herrn A. v. Janta- Polezynski aus Gross-Komorze (Westpreussen) erinnert — wie übrigens auch einzelne andere Stücke — mit seiner Höhe von 28 Centimeter sowie seiner ganzen Struktur und Perlung nach an die Formen des sibirischen Rehbocks (Cervus pygargus). Bemerkenswert ist auch eine Kollektion von Gehörnen, w'elche Herr Generalmajor B. von Arnim in Calcum (Rheinprovinz) erbeutet hat — dritter Preis — durch die eigenartige, einer Perrücke ähnelnde Perlung des ungemein starken Rosenstocks mit dem unteren Stangenteil, während der obere sehr rasch schwächer wird und sich wie verkümmert ausnimmt. Leider ist ein vom Graf von Mielzynsky eingesandtes Gehörn zu spät zur Prämiirung eingetroffen. Zum Schlüsse treten wir wieder in den Eingangsrauin zurück unter die von deutschen Jägern im Ausland erbeuteten Trophäen, wo recht viel Schönes vereinigt ist. Wir erwähnen den kapitalen Sechszehnender (mit dem Preise ausgezeichnet und der schönste der ganzen Ausstellung), den der Fürst zu Schaumburg-Lippe in Darda (Ungarn) und den Achtzehnender, welchen der Herzog von Schleswig-Holstein in Szirovra (Oberungarn) erlegt hat. Ferner die vom Herrn A. Florstedt in Siebenbürgen geschossene Kollektion von 10 starken Gamskrickeln (Medaille) und endlich die beiden norwegischen Elchhäupter (ausgestopft), die zwar recht schwache Schaufeln zeigen, im übrigen jedoch einen Begriff von den riesigen Formen dieses gewissennassen vorweltlichen Wildes geben.
B. T. Bl. 30. Jan. 1896.
51) Breslau, 9. Dezember 1899. Bei der Preisverteilung in der heute er- öffneten Geweih- und Gehörn-Ausstellung erhielt Kaiser Wilhelm eine Kollektion von Diplomen für Rothirsche und für Rehkronen, ausserdem eine Medaille für einen Zweiundzwanzigcnder und zwei Medaillen für Rehböcke. Der König von Sachsen erhielt ein Kollektivdiplom und zwei Medaillen, der König von Württemberg ein Kollektivdiplom und eine Medaille.
Nat. Z. 10. Dez 1899.