Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
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das Gesamtbild des Elehtieres mit seinen hohen Beinen und dem mächtigen schaufelfönnigen Geweih den Blick des Beobachters lange zu fesseln.
B. T. Bl. 9. Jan. 1895.
57) Kaiserliches Jagdglück. Kaiser Wilhelm II. erlegte am 28. September 1898 in der Rominter Heide einen Vierundvierzigender-Rothirsch. Herr Richard Skowronnek, der Dichter von „Halali“ und „Waidwund“ erstattete dazu folgenden Bericht.
Alljährlich um die Zeit der Herbstmonde zieht unser geliebter Kaiser nach seinem tief in den ostpreussischen Forsten gelegenen Jagdschlösse Rominten, um dort in dem Jungbrunnen des edlen Waidwerkes neue Kräfte zu sammeln für sein hohes und verantwortungsvolles Amt. Von Birken und Erlen fällt leise das herbstlich gefärbte Laub, geräuschlos fügen sich die sanft herniederschwebenden Blätter zu dem dichten Teppich, der die fröstelnde Muttererde gleich einem wärmenden Mantel umgiebt, und zwischen den rostbruunen Stämmen der Kiefern und dem grünen Fichtengezweig braut schwer und in dichten Schwaden der Septembernebel. Das ist die Zeit, da der Edelhireh mit brünstigem Liebessehrei durch die Wälder schreitet und, stolz ausgereckt, mit tiefem Orgelton die Nebenbuhler weit und breit zum mörderischen Zweikampfe ladet um die Gunst der Geliebten. Da zieht liell- prassclnder Klang der aufeinanderstossenden Geweihe durch den schweigenden Forst, mit schnaufenden „Windfängen“, aus denen der Athem brodelnd fährt, stehen die Kämpfer einander gegenüber, jeder mit gesenktem Haupte die Blösse des Gegners erspähend. Am Rande der Lichtung harrt mit aufgerichteten Lauschern und trotz des aufregenden Schauspiels stetig sichernd das Rudel Mutterwild auf den Ausgang des Kampfes. Darunter schlank und jungfräulich das Schmaltier, um dessen Besitz die beiden edlen Kämpfer mit Einsatz ihres Lebens ringen. Jetzt dringt der Jüngere ungestüm vor, der in mancher herbstlichen Fehde ergraute „Platzhirsch“ fängt mit mächtigen Stangen den Anprall auf, um im nächsten Augenblick mit gewaltigem Stosse dem Gegner die Augensprosse tief in die Dünnung zu stossen. Gefällt und mit den Läufen schlagend liegt der Besiegte am Boden, indess der Platzhirsch mit jubelnden „Röhren“ seinen Siegesschrei in die Waldesstille schmettert. Trollend und zärtlich sichernd naht sich ihm das Rudel des Mutterwildes, seine „Lichter“ leuchten im Vorgefühl des nahenden Siegerlohnes — da kracht ein scharfer, kurzer Knall, ein leichtes Rauchwölkchen hebt sich am Rande der Lichtung, und der stolze Sieger fährt „zeichnend“ zusammen, um nach einem Paar weiter Fluchten im niedrigen Unterholz zusammenzubrechen .... ein König, gefällt von einem Könige. Die rauchende Büchse in der Hand, späht der hohe Waidmann zu dem verendenden Platzhirsche hinüber; die -nimmer fehlende Hand und das sichere Auge haben ihm im entscheidenden Augenblicke nicht im Stiche gelassen. Gar manchen stolzgeweihten Hirsch hat der Kaiserliche Jagdherr schon gestreckt, doch in diesem Jahre ist ihm das Waidmannsglück, besonders hold gewesen. Ein Hirsch ganz so kapital und endenreich, wie ihn kaum die kühnste Jägerphantasie beim stillen Ptirschgange zu träumen wagt, ein Vierundvierzigender ist von Sr. Majestät vor wenigen Tagen in der Rominter Heide erlegt worden. Die Stärke der Stangen, die