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Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
Abmessungen der einzelnen Geweihteile, die weiter unten angegeben sind, und natürlich nicht zuletzt die Zahl der Enden stempeln diesen Rominter Hirsch zu einem in der Geschichte des edlen Waidwerks geradezu einzig dastehenden Exemplar. Vor dem bekannten Sechsundscchzigender, den König Friedrich 1. im „Ampte Fürstenwalde“ am 18. September 1696 erlegte, und von dem eine holzgeschnitzte Nachbildung im Ilohenzollermnuseura hängt, hat er die Stärke und Wucht der Stangen voraus. Und die von Riedingers Meisterhand verewigten Hirsche aus vergangenen Jahrhunderten können sich wiederum an Endenzahl mit dem Rominter Recken nicht messen. Den Pflegern der Rominter Wildbahn war der Hirsch seit Jahren bekannt. Er zeigte schon stets eine Neigung zu schaufelförmiger Bildung, eine derartige gewaltige, an die Schaufeln eines Elchs gemahnende Krone hatte er aber erst in diesem Jahre aufgesetzt. Von den berufensten Sachverständigen wird ihm ein Alter von zehn bis zwölf Jahren gegeben. Er war tadellos gebaut und wies nirgends eine Abnormität auf, die zur Erklärung der so einzig dastehenden Endenzahl hätte dienen können Drei in gerader Linie liegende Verletzungen an Augen-, Eis- und Mittelsprosse lassen vielleicht die Vermutung zu, dass der Hirsch in der „Kolbenzeit“ mit dem Geweih in die Drähte der Uingatterung geraten ist und bei den gewaltsamen Anstrengungen zu seiner Befreiung den Grund zu der so eigentümlichen Bildung seiner Kronen gelegt hat. Se. Majestät der Kaiser erlegte ihn in dem nicht eingegatterten Teile des Belaufes Nassavcn in der gleichnamigen Oberförsterei. Der Hirsch stand mit einem Rudel Mutterwild auf der Blösse, zog jedoch w'ährend der Zeit, da der hohe Jagdherr in Begleitung des Forstmeisters von St. Paul, seines BUchsenspann ers Rollfing und des Belaufsförsters Zeidler zur Gewinnung guten Windes eine Umgebung machte, zu Holze. Schon schien der Pürschgang vergeblich, da trieb der Hirsch ein Stück Mutterwild auf die Blösse heraus, um ein paar Augenblicke später von der Hand des Kaisers mit einem herrlichen Blattschusse gestreckt zu werden. Die Masse des Geweihes sind im einzelnen folgende: Länge der rechten Stange 76 cm, Länge der linken Stange 74 cm, Auslage (der Abstand zwischen den Kronen) 113 cm, Rosenumfang 22 cm, Sehne (Entfernung zwischen Krone und Rose) 68 cm, der rechte „Teller“, über Kreuz gemessen, 42 und 37 cm, der linke Teller, ebenso, 27 und 40 cm. Auf der rechten Stange trägt er 22, auf der linken 19 wohlvereckte uns gut gefegte Enden. Das Gewicht des Geweihes beträgt 17*/a Pfund, das des Hirsches 367 und nach dem Aufbruche 306 Pfund. Die Freude Sr. Majestät über das seltene Waidmanns- gliick soll eine unbeschreibliche gewesen sein. Sicherlich teilt alles, was in deutschen Landen zur grünen Farbe schwört, die Freude des Kaiserlichen Waidmannes und ruft ihm aus treuem Jägerherzen ein kräftiges „Horridoh!“ zu.
B. Lok. Anz. 7. Okt. 1898.
58) Ueber die Jagdbeute Sr. Majestät des Kaisers, den in Rominten erlegten Zweiundvierzigender wird noch berichtet: Dieser Hirsch ist eine Seltenheit und übertrifft an Endenzahl alle in den letzten Jahrhunderten in Deutschland erlegten Hirsche, eine Seltenheit der Jetztzeit, wie seinerzeit der von Kurfürst Friedrich III. erlegte Hirsch, dessen Geweih sich gegenwärtig in der Moritzburg befindet. Als dieses Ereignis Abends in Rominten