Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
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bekannt wurde, machte sich eine allgemeine freudige Aufregung bemerkbar, die sich nach weiterem Bekanntwerden in der ganzen Heide fortpflanzte. Die Forstbeamteu des Dorfes, sowie der nächsten Umgegend eilten bereits am Abend nach liominten, und im Laufe des nächsten Tages trafen beinahe sämtliche Beamten der Heide dort ein und begaben sich nach dem Jagdhause, um diese so seltene Jagbeute in Augenschein zu nehmen. Das Geweih ist im Verhältnis zur Endenzahl gerade nicht sehr lang, jedoch in der „Auslage“ recht breit mit starken Stangen, die in der Krone schaufelförmig enden. Die Krone (Schaufel) der rechten Stange ist dreiteilig, von denen jeder Teil eine Schaufel für sich bildet und mit fünf bis sechs Enden versehen ist. In der rechten Stange des Geweihes befinden sich zweiunzwanzig und in der linken zwanzig Enden. Das ganze Geweih ist mit Perlen reich verziert.
Post vom 1. Okt. 1898.
59) Das Alter des Vierundvierzigenders, den der Kaiser am 27. v.
Alts, in der Kominter Heide schoss, wird, wie unser dortiger s-Korrespondent schreibt, auf etwa 10 Jahre geschätzt. Das Geweih zeigt krankhafte Bildungen, wie auch der Hirsch selbst verkümmert aussah. Die Mehrzahl der Enden waren pilzartige Auswüchse von 2—3 cm Länge. Trotzdem bleibt der Hirsch, der den Forstbeamten wunderbarerweise gar nicht bekannt war, eine äusserst seltene und wertvolle Jagdbeute. Ueber den Bestand besonders an starken Hirschen sowie Uber das Aussehen der einzelnen Kapitalen sind die Förster sonst sehr genau orientiert. — Die Geweihe sind bei den Hirschen so verschieden, wie bei den Menschen die Gesichter: beim näheren Beschauen von anscheinend ganz gleichen Geweihen findet man Merkmale, die sie von einander unterscheiden. Diese Merkmale sind an sich oft zwar unwesentlich, machen das Geweih aber um so wertvoller, je seltener sie sonst beobachtet werden. Bei einigen Hirschen ist nun die Geweihbildung individuell und vererbt sich, wie auch eigentümliche Bildungen der Eis- und Augsprossen, so dass die Förster in der Lage sind, sozusagen den Stammbaum eines Hirsches festzustellen. Zu diesen Hirschen mit individueller — hier tellerförmiger — Geweihbildung gehören nun auch die Schaufelhirsche, die in der Kominter Heide selten sind, und von denen dort der Kaiser in neun Jahren nur drei erlegt hat. _ B. Lok. Anz. 15. Okt. 1898.
60) Gedenksteine. Der „Graudenzer Gesellige“ schreibt: „Ein sehr günstiges Jagdergebnis hat in der Romintener Heide der Kaiser in diesem Jahre erzielt, obgleich er nur an fünf Tagen gepürscht hat und nach echter Waidmannsart nur ältere Hirsche schoss. Elf Hirsche hat der Herrscher erlegt. Das kapitalste Geweih ist das des zuerst erlegten 14-Enders (Gewicht 17'/» Pfund), demnach beinahe so schwer wie das Geweih des vor drei Jahren erlegten 20-Enders, welches 18 Pfund wog. Das Geweih des diesjährigen 20-Enders wiegt nur 14*/ 2 Pfund, das des vorjährigen 44-Enders 17'/j Pfund. Den ganz kapitalen Hirschen wird auf Wunsch des Kaisers auf der Stelle der Erlegung ein Stein gesetzt, der die Inschrift trägt: „Hier erlegte Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. im (Datum und Jahr) einen kapitalen (Enderzahl). Es sind bisher drei solcher Steine gesetzt, und zwar dem