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0. (.5. ordentliche) Versnnmiiung des IX. Vereinsjahres.
Gefäss eine eingeritzte, mehr zickzackförmige Wellenlinie, das andere einen King dichter schräger Kerben.
Auffällig ist bei beiden Gefässen die relativ dicke Wandung und die dadurch bedingte grössere Schwere; auch sind sie offenbar nur wenig oder gar nicht im wirtschaftlichen Gebrauch gewesen, denn die Wandungen sind von eingezogener organischer Masse noch nicht gedunkelt, erscheinen vielmehr fast brandfrisch.
Da die Fundstelle nur circa 150 Schritt von dem einstigen wendischen Burgwall entfernt ist und der Typus der Gefässe der Burgwallperiode entspricht, so können sie auch zweifellos als Kultur-Überreste der Bevölkerung jenes Burgwalls angesehen werden.
Schwieriger ist die Frage zu beantworten, zu welchem Zweck die Eingrabung stattgefunden haben mag und zwar deshalb schwierig, weil der Inhalt verworfen ist und nicht mehr festgestellt werden kann. Der gemeine Begriff „Asche“ kann im Sinne der Arbeiter vieles bedeuten, von schmutzigem Sande bis zum Leichenbrand. Die letztere Bedeutung mag hier ferner liegen, weil nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung feststeht, dass die slavische Burgwallbevölkerung ihre 'loten nicht verbrannte. Sollte sich aber dennoch ergeben, dass der Inhalt Leichenbrand war, dann würden die Feststellungen, die der althergebrachten und noch vor 40 Jahren ziemlich allgemeinen Bezeichnung germanischer Gräberfelder als „Wendenfriedhöfe“ ein Ende machten, noch nicht als abgeschlossen gelten können. Berichtet doch auch Bischof Thietmar von Merseburg, der im 11. Jahrhundert, also zurZeit der Burgwallbevölkerung, lebte, dass in Polen die Leichen verbrannt werden. Chronik, Buch VIII, Kap. 2. „Jeder Frau ward, wenn ihr Manu gestorben und sein Körper verbrannt war, der Kopf abgeschlagen.“
Unser Mitglied, Herr Ncupert, dem wir diesen Fund, wie viele andere Erinnerungsstücke aus Spandau und Umgegend verdanken, hat vielleicht die Güte, nach dem Inhalt der Gefässe weiter zu forschen und event. eine Probe beizubringen.
XXIV. Herr Robert Mielke: Photographische Aufnahmen von Wohnungseinrichtungen und Interieurs. Es ist bekannt, welch grosse Wichtigkeit für die Kulturgeschichte die Kenntnis der verschiedenen Wohnungsformen hat, bekannt auch, dass die Wissenschaft um so mehr auf diese Kenntnis verzichten muss, je weiter die Zeiten von uns entfernt sind. Wenn wir dennoch diese Lücke nicht allzusehr empfunden haben, so liegt es daran, dass die Kultur einst einheitlicher und geschlossener war als heute, wo unsre gesamte Kulturentwicklung auseinanderstrebt, wo der einzelne nicht mehr im Banne der Gesamtheit, der Sitte und der Überlieferung steht. Je vielseitiger unsre Lebens- und Verkehrsformen werden, um so grösser ist auch die Freiheit des einzelnen, seine ihm zusagenden Bedingungen selbst auszuwählen. Damit ist