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7. (4. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
Am Eckpfeiler neben (lern Altar hängt die lebensgrosse Bildsäule eines Papstes in Holz geschnitzt. Sie ist bemalt und zum Teil vergoldet. Sie soll denjenigen Papst vorstellen, unter dessen Pontifikat der Ablass zur Fertigstellung des Gotteshauses ausgeschrieben wurde.
An der Ostwand befindet sich das lebensgrosse, in Öl gemalte Porträt Pau 1 G e rhardts, ein Geschenk des Königs Friedrich Wilhelms III. Es ist eine Kopie jenes der Kirche in Lübhen gestifteten Bildes. Unter ihm ist ein steinernes Epitaph, eine Gedächtnistafel, die Paul Gerhardt seinem i. .1. l(>57 hier verstorbenen Töchterchen Marie Elisabeth gewidmet hat.
Der Taufstein ist aus Sandstein, einfach, becherförmig. Die Taufschüssel von Messing stammt aus dem Jahre lf>32. In ihrer Mitte sieht man graviert Christus am Kreuz sowie die Bildnisse der Familienangehörigen des Donators, eines Patriziers mit Namen Suasiits.
Hinter dem Altar ist im Halbkreis altes Chorgestühl aufgestellt mit in Holz geschnitzten und farbig bemalten Darstellungen über jedem Stuhl. Nach der Ansicht sachverständiger Archäologen sind diese Schnitzereien teils Hausmarken teils Embleme von Gewerken.
Die mit schönem Prospekt geschmückte Orgel zeigt Hococostil und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Im Jahre 1894 wurde sie vom Hoforgelbaumeister Sauer von Grund aus in trefflicher Weise restauriert.
Unsere St. Moritz-Kirche ragt durch ihre Architektur über viele andere in der Mark hervor und ist der Schmuck unserer Stadt Mittenwalde.“
Nach dem Vortrage erhob sich alles, um die besprochenen Gegenstände in Augenschein zu nehmen. Nach dieser Besichtigung wurde ein Spaziergang durch und um die Stadt unternommen. Indem wir in die Hauptstrasse einlenkten, gelangten wir sehr bald zu den Resten der mittelalterlichen Befestigung der Stadt, dem „Berliner Thor“. Sie bestehn aus einem runden Turm, genannt Pulverturm, dem Überbleibsel des alten inneren Thores und dem Rest des jüngeren Aussenthores. Der Pulverturm, dessen unterer Teil aus Granit, dessen oberer aus Ziegeln erbaut ist, war seit langem reparaturbedürftig. Wie unser Mitglied Herr Geh. Baurat Bluth, Konservator der Provinz Brandenburg, den Versammelten mitteilte, hatte die Gefahr bestanden, dass er abgebrochen würde. Die Stadt glaubte nicht in der Lage zu sein seine Wiederherstellung zu bezahlen und Kreis und Provinz waren nicht geneigt dafür Mittel zu bewilligen. Da trat der Konservator bei der Regierung lebhaft für die Beibehaltung und Renovierung des alten Bauwerks ein und setzte durch, dass alle die genannten Instanzen zusammen für die Erneuerung des alten Wahrzeichens der Stadt sorgten. Eben ist man dabei den Turin bis zu seiner alten Höhe zu führen, worauf er neu gedeckt