8. (5. aussei ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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Schifffahrt vermehrte. Zweimal war Mittenwalde das Glück versagt, Eisenbahnstation einer grossen Linie, zu werden; weder die Görlitzer noch die Dresdener Halm berührt es. Dafür macht es jetzt gewaltige Anstrengungen in den Weltverkehr hineingezogen zu werden. In einigen Tagen wird die zweite Eisenbahn, die es mit Berlin verbindet, eröffnet.
Dies ein kurzer Abriss der TOOhnndertjährigen Geschichte Mittenwahles. Gott schütze, Gott erhalte, Gott segne unsre Stadt. —
Nach diesem mit vielem Beifall aufgenoinmenen, vorzüglich gesprochenen Vortrag trat eine kurze Pause ein.
Demnächst wurden wir durch schöne Gesangsvorträge der Damen Fräulein Mertens und Frau Kommerzienrat Fickert erfreut.
Die .Tugend widmete sich alsdann dem Tanze, bis gegen 10 Uhr die Abschiedsstunde schlug. Nach wiederholtem herzlichem Dank an die Herrschaften in Mittenwalde wurde ein Extrazug bestiegen, welcher uns binnen kurzem nach Königswusterhausen brachte, von wo aus die Berliner Teilnehmer den Vorortzug zur Rückkehr benutzten.
Die Erinnerungen an das in Mittenwalde Gesehene und Erlebte werden noch lange in der Brandcnburgia auf das Angenehmste erhalten bleiben.
8. (5. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres
Dienstag, den 25. September 1900, nachmittags 5 Uhr.
Besichtigung des W areuhauses von Hermann Tietz, Leipzigerstrasse 46—49 und Krausenstrasse 46—49.
Obwohl die Kunstforschnng niemals zuvor mit einem solchen Eifer und Erfolg betrieben worden ist, wie in der zweiten Hälfte des NIX. Jahrhunderts und obgleich die Kunst und das Kunstgewerbe, insbesondere die Baukunst, sich in allen möglichen Stilen von dem griechisch-römischen Formenkreise und vom romanisch-byzantinischen Baustil an bis zum Nach-Empire, ja bis zum japanischen Stil versucht hat, ist aus diesem Eklektizismus gleichwohl weder ein einheitliches Kunstempfinden noch eine einheitliche Kunstübung als Mitgabe in das neue Jahrhundert hervorgegangen*).
*) Vgl. das gelegentlich der Besprechung des Buches unsers Mitgliedes Robert Mielke „der Einzelne und seine Kunst“ in der Brandenburgia-Sitzung am 12. Sept. 1900 unter No. XIX Gesagte.