Heft 
(1900) 9
Seite
277
Einzelbild herunterladen

8. (5. ausserordentliche) Versammlung des IX, Vereinsjahres.

277

sodass nicht mehr als 11 Monate zur völligen Herstellung frei waren, sollte der Termin der Eröffnung innegehalten werden. Einige Angaben mögen die Grösse des Baues veranschaulichen:

Das ganze Grundstück umfasst 5500 qm, der Innenraum in allen Etagen jedoch mehr als 20000 qm. Das Gebäude besteht aus einem Vorderhause in der Leipziger Strasse, einem Vorderhause in der Krausen-Strasse und einem Querraum, der von beiden Seiten von offenen Höfen flankiert wird. Auf dem grösseren Hofe nach dem Dönhofsplatz zu befindet sich das Maschinen- und Kesselhaus mit zwei mächtigen Schornsteinen.

Damit das Gebäude als ein einziger Saal wirke, ist die Axe desselben in die Mitte der Fassade Leipziger Strasse gelegt worden. Diese Fassade in der Leipziger Strasse wurde von dem Grundgedanken ausgehend projektiert, dass zu einem Kaufhause in erster Linie Eingänge und Schaufenster nötig sind. Dementsprechend wurde das Mittelrisalit als Haupt-Eingang und die zwei Seitenrisalite wurden als Nebeneingänge ausgebildet.

Zwei kolossale Schaufenster von je 26 m Länge und 17'/, m Höhe ver­binden einerseits diese Risalite mit einander und reichen andererseits bis zum Ilauptgcsims des Gebäudes empor. Um dies konstruktiv zu erreichen, mussten die tragefähigen Pfeiler in 2 Meter Abstand von der Glasfläche zurückgebaut werden. Konsolartig tragen dann wie ein Balkon hervorgestreckte Träger die Stockwerke.

Dass das 3 m hohe, massive Sandstein-IIauptgesims auf 36 m frei tragend über der Glasfläche schwebt, ist eine noch nie dagewesene Neubildung, die Fachmänner nach ihrem vollen Werte zu würdigen wissen werden.

Die Fassade in der Krausen-Strasse, ebenfalls in Sandstein-Material aus- geführt und im mittelalterlichen Stil durchgearbeitet, ist in ihrer gewinnenden Einfachheit eine Zierde der Strasse geworden.

An die Haupt-Eingänge schliessen sich Windfänge von 10 m Länge und f» m Breite an, die darum in solcher Riesendimension angelegt wurden, weil so allein bei scharfer Heizung der Zug vermieden wird. Ebenfalls eine Errungenschaft neuzeitlicher Art, die zwar viel Raum erfordert, aber hygienisch von nicht genug zu schätzendem Werte ist.

Beim Eintritt durch das Hauptrisalit, und nachdem man den Windfang passiert hat, erblickt man den grossen im Querbau liegenden Saal, der die bisher unerreichte Breite von 48 m hat. In der Mitte dieses Saales liegt der grosse Lichthof, in welchem sich die Haupttreppe nach den Stockwerken befindet. Hier erblickt man auch die Lifts in schön dekorativ ausgebauten Fahrschachten. Auf dem Grundstück befinden sich 13 solcher Lifts, welche nach der neuesten Konstruktion des Mailänder Fabrikanten Stigler hydraulisch-elektrisch kom­biniert sind und höchste Sicherheit gewähren.

Die polizeilich geforderten Nottreppen sind so angelegt, dass sie sich mitten im Lokal befinden und als ganz helle, sehr breite, stets sichtbare vornehme Ausgänge sich darstellen.

Um dieses kolossale Gebäude, bei dem die Gewinnung des Tageslichts vorzüglich glückte, des Abends zu erleuchten, sind 10000 Glühlampen und 1000 Bogenlampen notwendig. Die Kraft hierzu liefern 4 Maschinen, welche von 4 Kesseln gespeist werden. Die elektrische Energie beträgt 2000 Pferdekräfte.