Heft 
(1900) 9
Seite
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8. (5. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Kür die Abwasser der Maschinen musste vom Hause bis zur Spree ein Kanal gebaut werden, dessen Kosten sich auf 80000 Mark belaufen.

Die Heizung des Kiesenraumes wird durch wahrhaft geniale Anlagen gleichzeitig mit Luft und Dampf bewirkt.

Die Hauleitung hatte es flir den Fall von Feuersgefahr als bedenklich erachtet, die Pfeiler im Innern des Gebäudes aus Gusseisen oder Schmiede­eisen herzustellen, wesshalb als Material für die Pfeiler Granit und Sandstein gewählt wurde. Auch wurde bei denjenigen Pfeilern, welche in der Nähe der Front der Leipziger Strasse liegen und welche die schwebenden konsol- artigen Deckenteile zu tragen haben, auf die Erschütterung Bücksicht genommen, die durch den Wagenverkehr verursacht wird. Dies sogar auf besondere Veranlassung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, welchem das Polizei-Präsidium das Projekt zur Begutachtung vorgelegt hatte.

Einzelne Ausbildungen der Fassade sind noch von besonderem Interesse und erwähnenswert. So ist das Mittelrisalit 34 m hoch und wird durch eine Glaskugel gekrönt, welche 4'/, m Durchmesser hat. Diese Glaskugel wird innerlich durch Bogenlampen elektrisch erleuchtet werden und weithin erstrahlen.

Um die Belcuchtungszweckcn dienende Kugel stehen I grosse Figuren, welche die 1 Jahreszeiten bedeuten.

Zu beiden Seiten des Ilauptrisalits befinden sich schwebende Phantasie- Figuren als Träger in lfacher Lebensgrösse.

Uber den Seitenrisaliten befinden sieh Idealgestalten des Handels und der Industrie.

Erbaut wurde das Warenhaus durch die Baumeister Lachmann & Zauber nach Plänen von Bernhard Sehring und Louis Lachmann,

Die Bildhauerarbeiten rühren von dem Bildhauer Westphal her, die Malerei-Ausführungen von Bodenstein. Elektrische Maschinen und Installation stellte Schlickert. Die Beleuchtungskörper und dekorativen Schlosser­arbeiten haben die Firmen Schulz & Holdefleiss sowie Puls angefertigt. Die Heizanlagen rühren von der Firma Junk her, die Glaserarbeiten von G ebriid er Seligmann und die Eisenkonstruktionen von der Firma Steffens & Nölle. Die Steinmetzarbeiten in der Leipziger Strasse hatte die Firma Winterhelt und die in der Krausen-Strasse die Firma Plügcr übernommen, die dekorative Tischlerarbeit führte die Firma Siebert & Aschen hach aus.

Die Firma A. Borsig, 'Pegel-Berlin (seit 1837 bestehend) hat flir das Geschäftshaus zum Betriebe vorzüglich funktionierende liegende Eincylinder- Dampfmaschinen mit Präcisions-Ventil-Steuerung nach den neusten Patenten von A. Collmann geliefert

Einem fachmännischen, zugleich kritischem Bericht entnehmen wir noch folgende Einzelheiten.

Die Pläne zu diesem grossen Neubau, dessen Fassaden ja schon seit einiger Zeit das öffentliche Interesse erregen, sind gemeinschaftlich von den Baumeistern Bernhard Sehring und Louis Lachmann entworfen worden. Sicherlich geht man nicht fehl, wenn man annimmt, dass dabei Sehring mehr das Künstlerische, Lachmann mehr das Praktische der Aufgabe gefördert hat;