Zur Kunde des heimischen Jagdwesens.
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sämtliche Anwesende durch das klägliche Angstgeheul des Hofhundes anfgesehreckt, der denn auch bald darauf zu aller Entsetzen mit einem Verzweiflungssprunge durch die Fensterscheibe Schutz suchend mitten unter die erschreckte Familie stürzte, verfolgt von einem riesigen Wolfe, der es auf den Hund abgesehen hatte. Das Aufkreischen der bestürzten Frauen und der Schreekensruf der Männer machten die Bestie stutzig, die sich so unerwartet so vielen schreienden Menschen gegenübersah, und rasch wollte dieselbe auf demselben Wege, den sie gekommen war, das Weite suchen. Der beherzte Bauer jedoch, dies voraussehend, war mit einem Sprunge am Fenster, erwischte gerade noch eine Hinterpranke des flüchtenden Wolfes, die er, da der schwere Körper des Kaubtieres aus dem Fenster hing, trotz aller Anstrengungen des gefangenen Riiubers so lange festhielt, bis es dem ältesten Sohne des Bauern gelang, durch Axthiebe auf den Schädel die Bestie zu erlegen. Bei vielen Flaschen Wodka wurde dann in Gemeinschaft der Ortsinsassen die Heldenthat Piatkiewicz gefeiert. B. T. Bl. 27. Jan. 1891.
63 c) Ein furchtbares Verbrechen wird demnächst seine Sühne finden. Das Schwurgericht in Wilna verurteilte das Ehepaar Smilkow, reiche Gutsbesitzer, zum Tode; das Ehepaar hatte sich eines grausigen Verbrechens schuldig gemacht. Im letzten Winter wurden die Smilkows, während sie mft ihren drei Kleinen von sechs, vier und zwei Jahren im Schlitten durch einen dicht bei Wilna gelegenen Wald fuhren, von einem grossen Schwarm hungriger Wölfen nngefallen. Um das eigene Leben zu retten, warfen die Eheleute ihre drei Kinder den Wölfen zu und brachten sich, während die Bestien sich um die Beute stritten, in Sicherheit. Von den drei Kindern fand man nicht einmal die Knochen wieder. Im Gefängnishofe zu Wilna werden die beiden Mörder in kurzem gleichzeitig aufgeknüpft werden.
Mitt. vom Juni 1895.
64) Raubtierjagd in Bosnien. Bosnien und Herzegowina gehören sicherlich zu den europäischen Jagdgebieten ersten Banges. Die bosnischen Gebirge beherbergen eine grosse Anzahl von Bären und die Niederungen an der Save werden nicht selten von Wölfen heimgesucht Die bosnische Landesregierung zahlt daher schon seit dem Jahre 1880 bestimmte Prämien für die Erlegung dieser Raubtiere, und dadurch ist es möglich geworden, die Zahl der erlegten Bären und Wölfe einigermassen zu kontrollieren. Hiernach wird die Zahl der in den Jahren 1880 bis inklusive 1889 in Bosnien und Herzegowina getöteten Raubtiere dieser Art auf 884 Bären und 8490 Wölfe angegeben. Davon entfielen auf das Jahr 1885 allein 1057 Wölfe und 129 Bären. Im Jahre 1887 wurden wieder 130 Bären erlegt, während die Zahl der Wölfe damals 971 betrug. Die Zahl der erlegten Stücke dürfte überhaupt noch etwas höher sein, als nachgewiesen werden konnte, weil in dem Falle, wo der glückliche Jäger keine Prämie verlangt, eine Anzeige an die Behörde nicht zu erfolgen braucht. Während die Wölfe in den nordbosnischen Bezirken Gradiska, Banjaluka, Prujavor, Dervent, Gradacac, Breka und Bjelina am zahlreichsten sind und übrigens in allen Bezirken des Landes
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