Heft 
(1900) 9
Seite
296
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Kleinere Mitteilungen.

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werden als Gründe angeführt: a) Verwüstung der Weinberge im dreissig- jährigen Krieg, b) Fchlschlag der Traubenernten durch Erfrieren der Heben oder kalte Sommer, c) VerUnderung des Geschmacks, der vollere und bessere Trinkweine bevorzugt, d) zunehmende Einfuhr billigerer Tafcltrauben und billigerer leichter Weine aus den verschiedensten besser belegenen Teilen Europas und anderer Erdteile.

Einen neuen Grund zum Rückgänge der Rebenzucht führt der Dirigent der önochemischcn Versuchsstation zu Geisenheim Dr. Kuiisch ins Feld. Der sehr rührige Gewerbe- und Gartenbauverein zu Grüneberg hat genannten Sachverständigen zu einer Prüfung der Weinbau-Verhältnisse an Ort und Stelle veranlasst. Die vorgenommene Kostprobe der Weissweine hat Herrn Dr. Kuiisch durchaus befriedigt. Der Wein, welcher in Berlin den SpitznamenGrüneberger Schattenseite führt,'ist in der That besser als sein Ruf und ward als für Handelszwecke wohl geeignet befunden. Aber nur der Weiss wein; dagegen konnte Dr. Kuiisch den zwar an sich brauch­baren Rotweinen nicht das Wort reden, indem die Grüneberger Rebe, wie das deutsche Gewächs in allen Weinbaugegenden sich besser zu Weiss­weinen als zu Rotweinen eigne. Alle deutschen Rotweine, meint Dr. K., stehen den Rotweinen südlicher Länder nach, da dem deutschen Erzeugnis fehle, dass es weich, herb, feurig und warm sei. Ausserdem findet Dr. K. und dies ist eben das auch w r ohl für die Provinz Brandenburg geltende Novum, dass der Grünberger Sandboden infolge der Jahrhunderte hin­durch betriebenen Weinkultur bodenmüde und bodenhungrig geworden ist; er empfiehlt deshalb zum Wiederaufbau der ausgesaugten Stoffe, deren die Rebe bedarf, eine gründliche Erneuerung durch zusagendere Düngung mit tierischen und pflanzlichen Stoffen, als Beigabe mit Kalk, Kainit und Thomasmehl. Für sehr geeignet erachtet Dr. K. den Torfmüll-Dung. Auch sollte eine Verjüngung der Weinkultirren durch Aufzucht neuer Reben aus Reisern angestrebt werden. (Vgl. Mitt. über Landwirtschaft etc. Berlin 1898, Nr. 29.) E. Friedei.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachüchen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.