10. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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neben eigenartigen Bronzesachen), die über Galizien nach Ungarn (Dakien) die Bruderhand ausstreckt, ihre Nordgrenze an den sumpfigen Niederungen findet, die die Netze begleiten, und nun an den Netzequellen vorbei bis an die Weichsel dringt und drüber hinaus das Culmer Land besetzt. Unter ihrem Einllusse hat sich im östlichen Ostpreussen in der älteren Bronzezeit ein selbständiger, allerdings nicht kräftiger Ableger wohl aistischer Kultur mit wenigen germanischen Nebenbeeinflussungen herausgebildet, während die noch spärlichere Ausbreitung und Stärke zeigende westpreussische ältere Bronzekultur (links der Weichsel) vor der westgermanischen (1100—800 v.Clir.) Invasion ein ganz charakterloses Gemisch teils germanischer, teils karpo- dnkischer Herkunft aufweist.
Ein ganz anderes Bild boten die archäologischen Verhältnisse westlich der Elbe, wo ich die Museen zu Magdeburg, Braunschweig, Hildesheim, Hannover, Bremen, Oldenburg, Emden, Clemenswerth, Osnabrück, Münster, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Bonn, Trier, Oberlahnstein, Wiesbaden, Mainz studierte. Wie im westlichen Brandenburg, so ist auch in der ganzen Provinz Sachsen, in Braunschweig, im östlichen und nördlichen Hannover, wie in Oldenburg, bis an die nordwestliche Grenze Westfalens die Friih- latfmezeit und die ihr voraufgehende Eisenzeit (etwa 600—300 v. Chr.) in zusammenhängenden Gräberfeldern geradezu massenhaft vertreten, zahlreich und auch in sich zusammenhängend die drei Latöneperioden (400 bis Christus). Die überaus reiche Bronzekultur des östlichen Hannovers und des nördlichen Teils der Provinz Sachsen zeigt echt nordisch-germanischen Charakter, doch mit einer merklichen Schattierung süd- und westdeutschen Einflusses, der teilweise von Slidwcsten durch Hessen, mehr noch aber über Thüringen den prähistorischen Kulturfluss der Germanen, die Saale, herabgekommen ist. Denn längs der Saale, d. h. auf ihrem linken Ufergebiet, und nicht längs mittlerer und oberer Elbe, wie die Archäologen, namentlich die Erforscher des urzeitlichen Bernsteinhandels einschliesslich Undset, Montelius und Ols- hausen, immer von neuem behaupten, ist während der Bronzezeit der Weg von dem germanischen untern Elblande nach dem Süden über Franken, Oberpfalz nach der Donau zu gewesen, da die Gegenden des südlichen Brandenburgs und der südöstlichen ProvinzSachsen sowie das Königreich Sachsen verhältnismässig spät und zwar von Schlesien aus besiedelt wurden und hierin, nach Südosten, nicht aber nach Norden, auch fernerhin ihre Beziehungen behalten. Böhmen aber hat seine Verbindungen in der älteren Bronzezeit nach dem Süden und nach Westen, und erst in der jüngeren Bronzezeit wurde sein nördliches Gebiet, wie erwähnt, der karpodakisclien Kultur Schlesiens—Sachsen angegliedert.“
Ich verweise nochmals auf diese bedeutsamen Ausführungen unseres Mitgliedes Prof. Dr. Kossinna, welche fortan von jedem heimatkundigen Vorgeschichtlichen beachtet und geprüft werden müssen. Vgl. dazu die folgende Nummer 6.
6. Wanderungen und Siedelungen der Germanischen Stämme in Mittel-Europa von der ältesten Zeit bis auf Karl den Grossen. Auf zwölf Kartenblättern dargestellt von
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