Heft 
(1900) 9
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10. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Roderich von Erckert, Kaiserlich Russischem General­leutnant a. D. Berlin 1901. Ernst Siegfried Mittler & Sohn, König­liche llofbuchhandlung, Kochstrasse 0871.

In dem Vorwort zu dem prächtigen Kartenwerk unseres hoch­geschätzten Mitgliedes sagt Prof. Johannes Ranke-München:Wir dürfen das Werk v. Erckerts als ein Quellenwerk ersten Ranges bezeichnen, es ist dadurch eine Grundlage geschaffen worden, auf welcher weiter gebaut werden kann, und das . Werk trügt selbst die lebendigeu Keime, die lebensfähigen Triebe zum Fortwachsen in sich. In dieser Form war bis jetzt nichts Entsprechendes veröffentlicht.

Möge dies eigenartige Werk, welches Herr General v. Erckert zunächst dem deutschen Volke als eine kostbare Gabe zur Jahrhundert­wende darbietet, überall, bei uns wie bei den Nachbarvölkern die gute Stätte linden, die es so reichlich verdient; möge die Treue, Sorge und Mühe, die Zeit und Arbeit, welche in freudiger selbstvergessender Begeisterung für die grosse Aufgabe dem Werke gewidmet wurden, in einer hohen Schätzung durch die mitstrebeuden Zeitgenossen den Lohn finden; möge es überall da mit Freude und Dank aufgenommen werden, wo nationaler und historischer Sinn mit den ältesten Denkmalen der Geschichte und Vorgeschichte sich befasst, und möge es ihm beschieden sein, der hohen Aufgabe immer mehr Freunde und Arbeiter zu gewinnen. UnsereBrandenburgia schliesst sich diesen warm empfundenen Worten herzlichst an.

In der Einführung sagt der Verfasser von seinem Lebenswerk u. A. bescheiden:

Das hohe Lebensalter des Verfassers erlaubte nicht, bis zur Wende des Jahrhunderts einen entsprechenden Text dem Atlas beizugeben, um nicht die Arbeit ins Ungewisse hinauszuschieben. Charakteristische erläuternde Bemerkungen sind auf den Karten selbst beigefügt.

Der Verfasser versagt es sich, von den grossen Schwierigkeiten zu sprechen, welche die Arbeit in so vieler Hinsicht begleiteten; er wollte nur möglichst Richtiges, Charakteristisches zur einfachen An­schauung bringen, um dem gebildeten Publikum Verständnis und Interesse am Gegenstand der Arbeit zu erwecken. So möge dieselbe sich nach­sichtiger und teilnehmender Aufnahme erfreuen und mehr nach dem Wollen als nach dem Können des Verfassers beurteilt werden.

In der richtigen Erkenntnis, welche sich langsam aber stetig ver­breitet, dass die Germanen nicht von Asien hereingewandert, sondern, wie schon Tacitus Germania cap. II (Ipsos Germanos indigenas credi- derim) sagt, autochthon sind, stellt die erste Karte die zweite (grösste) und die dritte Eiszeit dar. Die älteste germanische Bevölkerung dürfte bereits in der letzten Zwischeneiszeit vorhanden gewesen sein und sich von den ersten Zeiten nach der letzten Vereisung und Abschmelzung bis