Heft 
(1900) 9
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10. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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in römischem Besitz. Mit (lern Ende des 3. Jahrhunderts verfiel mit der gesamten Römerherrschaft die Saalburg; wie ein schlafendes Dornröschen lag sie über anderthalb Jahrtausend unter Dornengestrüpp, Buschwerk und zeitweilig Hochwald versteckt. Erst die neue preussische Herrschaft seit 1866, besonders seit 1871 trat hier ausgrabend und unterhaltend ein.

Kaiser Wilhelm II. beabsichtigt nach Maass der vorhandenen Mittel die Saalburg wieder herzustellen. Zunächst ist die Porta Decumana, das südliche dem Inland zugekehrte Doppelthor wieder hergestellt, vor dessen Mittelpfeiler eine Bildsäule stand, deren Trümmer gefunden sind. In den Eangseiten lagen die Ausfallsthore Porta Principalis Dextra und Porta Principalis Sinistra. Das nördliche, dem Feinde zugekehrte Thor hiess Porta Praetoria. Aus den vielen von mir ausgelegten Plänen, Skizzen und Photographien können Sie sowohl den Zustand der Ruinen wie den beabsichtigten Wiederaufbau genau erkennen. Dem von sachkundiger Hand geschriebenen, im August 1900 herausgegebenen FührerDie Saalburg bei Bad Homburg entnehme ich S. 4 noch folgende 2 Notizen: Ausser einer Stelle bei Tacitus (Ann. I. 56) ist bisher kein Anhaltspunkt für die Entstehung des Kastells aufgefunden. Es heisst dort:Germanicus gab dem Caecina 4 Legionen, 5000 Mann Hilfsvölker und einige in der Eile zusammengebrachte Haufen von den jenseit des Rheines wohnenden Deutschen; er selbst aber führte eben so viele Legionen und noch einmal so viel Hilfsvölker an, und nachdem er auf dem Berge Taunus über den Ruinen einer ehemaligen Schanze seines Vaters ein Kastell angelegt hatte, drang er mit dem gepäckledigen Heere ins Land der Chatten vor. Auch bei einem Feldzüge des Lucius Pomponius (unter Kaiser Claudius) i. J. 50 wird der Taunus erwähnt. Tacitus schreibt hierüber:Zur selbigen Zeit stand man im oberen Germanien in grossen Ängsten, weil die Chatten einbrachen, raubten und plünderten. Der Legat Lucius Pomponius teilte sein Heer in zwei Teile, und diejenigen, welche sich zur linken Seite gewendet hatten, nahmen dem im Rückzug begriffenen Feind die Beute wieder ab, als er berauscht und im tiefen Schlaf lag. Auch war die Freude um so grösser, weil man dabei noch etliche von denen, welche vor vierzig Jahren bei der Varischen Niederlage in Gefangen­schaft geraten waren, aus ihrer Dienstbarkeit erlöste. Diejenigen aber, welche sich auf dem kürzeren Wege zur rechten Hand gewandt hatten, trafen den Feind in Schlachtordnung an. Sie fügten ihm mauchen Schaden zu und kehrten hierauf mit grosser Beute und Ruhm wieder nach dem Taunus zurück. Dort erwartete sie Lucius Pomponius mit den Legionen, wenn etwa die Chatten aus Rachbegierde Gelegenheit zu einer Schlacht geben würden. Es scheint hiernach, dass auch dem Pomponius wie seinen Vorgängern die Saal bürg als Stützpunkt diente.

Für die chronologische Erklärung der römischen Funde im Branden- burgischen vom Beginn unserer Zeitrechnung bis etwa 300 n. Chr. sind