Heft 
(1900) 9
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10- (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Vom Feuer verschont blieb in der zum Teil verschanzten Werder­scheu Vorstadt die Gegend der Kurstrasse und das Jagerhaus.

Wenden wir uns dem Ballhause wieder zu, so zeigten manche der höheren Ballschläger sich durchaus des Vertrauens unwürdig, das der Kurfürst in ihre Ehrenhaftigkeit gesetzt hatte. Es geht dies aus folgendem Reskript desselben hervor:

Wir geben hiermit männiglich zu vernehmen, welcher Gestalt wir in Erfahrung kommen, dass sich unter vielen etzliche sowohl adlige als bürgerliche Standespersonen sollen unterstanden haben, wenn sie in Unserem Ballhaus allhier gespielet, nicht allein ohne Bezahlung davonzugehen, sondern auch ohne Respekt des Burgfriedens, den Wir insonderheit in Unsern eigenen Häusern wollen gehalten haben, Unseren Ballmeister oder dessen Bediente, wann sie die gebührliche Zahlung für die ausgegebenen Bälle und ander Zubehör gefordert, mit gröblichen Schimpfworteu ganz importun anzugreifen, ja oft gar mit Schlägen abzudecken.

Mit einer detaillierten Ballhaus-Ordnung sollte nunmehr gegen die Ubelthäter ernstlich eingeschritten werden.

Neben dem Ballhause führte in der Alten Leipziger Strasse ein Durchgang zu dem kurfürstlichen Gartenterrain. Hier lief, gegenüber dem Mühlengraben zwischen der Brüderstrasse und den Grundstücken An der Schleuse ein Ausfluss des Spreearmes durch den späteren Triangel und umgab bis zur heutigen Bau-Akademie den Garten wie ein Bassin. Noch im Jahre 1654 wurden in diesem zum Teil sumpfigen Graben Hechtegestochen, dann erfolgte bis 1678 die Zudämmung desselben bis auf ein schmales Gerinne, das Schlüter teilweise zu dem von ihm angelegten neuen Münzkanal verwendete.

Küster berichtet in seinemAlten und Neuen Berlin, dass in diesem Garten Bären gehalten wurden und, soviel das sehr morastige Erdreich leiden wollen, auch (kurfürstliches) Brennholz darum gesetzet worden; wie denn itzo eine Strasse auf dem Friedrichswerder hiervon den NamenHolzgarten-Gasse führt.

Auch die Adlerstrasse desTriangels soll ihre Bezeichnung den Adlern und Geiern verdanken, welche der Grosse Kurfürst hier in der Nähe unterhielt.

Bald nach seinem Regierungsantritt war, 1646, die Umwandlung des von allen Seiten offenen Jägerhofes in einenBaumgarten erfolgt, der mit einer ansehnlichen Mauer umgeben wurde. Später in die neuen Festungswerke der Stadt eingezogen, fand eine Abholzung des Baum­gartens bis auf einige, das schmale Jägerhaus umschattende Bäume statt, welcher Gestalt dasselbe auf dem Merianschen Plane, und zwar auf der heutigen Stätte No. 10 in der Oberwallstrasse, erscheint.