Ferdinand Meyer, Im altberlinischen „Triangel“ und seiner Umgebung. 341
Denn noch immer wurde das Jägerhaus von dem „grossen Nimrod“, wie Nikolas Peucker den Kurfürsten angesungen hat, benutzt. Yehse berichtet, dass die jährlichen Ausgaben für die Jagdpassion sich auf 54000 Thaler beliefen und eine ungeheure Menge von Pferden sowie mehr als 3000 Menschen in Anspruch genommen habe. Die Hirschjagden erstreckten sicli nicht nur auf den Grunewald, sondern auch aut das Kaputer Revier und Lehnin. Eine der glänzendsten Jagden fand im Oktober 1079 bei Kaput statt; sie dauerte zwei Wochen, während welcher über dreihundert Kapitalhirsche erlegt wurden. Dreimal, so berichtet Velise, habe der Kurfürst, von der Gicht und andern Molesten geplagt, sich in einem Stidd auf den Anstand tragen lassen. Seinen Geburtstag (10. Februar) feierte er grösstenteils durch eine Jagd, zu denen sonst noch Hasen- und Kaninchenjagden bei Werder sowie Reiherbeizen bei Kaput gehörten. So berichten die „Märkischen Annalen“, dass im Mai des Jahres 1710 bei einer solchen Beize ein Reiher gefangen wurde, welcher vier Ringe um den Fuss trug, deren einer vom Grossen Kurfürsten herrührte. Man fügte denselben einen fünften hinzu und schenkte dem Vogel nochmals die Freiheit.
Kehren wir zur Entwickelung unseres Stadtteils zurück, so hatte der Kurfürst bereits vor Beginn des Festungsbaues den ganzen Friedrichswerder, welchem er wegen der Nähe seines Schlosses besondere Aufmerksamkeit widmete, den dazu Bemittelten zum Anbau überlassen. Bereits im Jahre 1007 konnte der neue Stadtteil einen eigenen, aus Bürgermeistern und Ratsherren bestehenden Magistrat wählen, welchem Simonetti 1072 ein Rathaus erbaute, dessen später noch eingehender gedacht werden soll.
Damals belief sich die Zahl der neuen Häuser auf 92, von denen freilich die Hälfte kurfürstlichen Hofdienern gehörte. So war eines der ersten dasjenige des Hofjägers Emmerich in der heutigen Kurstrasse (No. 43), der „Goldene Hirsch“ genannt.
Demnächst Hess hier, No. 52 und 53, der Staatsminister v. Danckel- inann im Jahre 1074 nach Nerings Entwürfen sein Palais erbauen, welches dann, nachdem der Minister in Ungnade gefallen, von Staatswegen eingezogen und zur Wohnung für fremde fürstliche Personen, zu denen auch der „alte Dessauer“ gehörte, bestimmt wurde. Diesem Umstande verdankte es bekanntlich seine Bezeichnung als „Fürstenhaus“.
Zur Zeit König Friedrichs I. war dagegen der angebliche Feldzeugmeister und Generalfeldmarschall der Bairischen Armee, Graf Gaetano de Ruggieri wiederholt ein Bewohner jenes Hauses. Als vermeintlicher Besitzer des „Steines der Weisen“ gelang es ihm durch Vermittelung des Grafen v. Wartenberg, in Gegenwart des Königs eine Probe des Goldmachens abzulegen, indem er Silbermünzen scheinbar in das edlere Metall verwandelte. Nachdem er vierzehn Tage hindurch königlich be-
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