Heft 
(1900) 9
Seite
342
Einzelbild herunterladen

342

. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vercinsjalires.

wirtet worden, nach der dritten Probe aber die erhofften Gnaden­geschenke ausblieben, entwich Gaetano aus Berlin, bis er nach mancherlei Kreuz- und Querfahrten nach Ilildesheim gelangte, wo seine Verhaftung auf Verlangen des Königs erfolgte. Wiederum erhielt er jenes llaus zu ferneren Experimenten angewiesen, die ebenfalls resultatlos verliefen, so dass ihn der König nach der Veste Küstrin bringen Hess, wo er bis zur Erfüllung seines Versprechens verbleiben sollte. Dort wusste Gaetano als geschickter Chemiker so glücklich zu experimentieren, dass am 19. Februar 1707 seine Überführung nach Berlin erfolgte und er zum dritten Male das Fürstenhaus als Wohnung und Laboratorium erhielt. Auf königliche Kosten wurden ihm und seiner zweiten Gattin der bildschönen Tochter einer Wiener Hebeamme täglich zehn Schüsseln zu Mittag, und deren acht zur Abendmahlzeit geliefert.

Das herrliche Leben in Gesellschaft seiner Gönner und neuen Freunde sollte jedoch gegen Ende Oktober einen unerwarteten Abschluss finden, als Graf von Wittgenstein erschien mit dem bestimmten Auf­träge des Königs, Gaetano solle unverzüglich einen halben Zentner Gold in natura herstellen.

Wiederum gelang es dem Pseudo-Alchimisten, bei Nacht und Nebel Berlin zu verlassen und Frankfurt am Main zu erreichen, wo jedoch seine Verhaftung erfolgte. Am 8. Mai 1708 nach Küstrin gebracht, wurde nunmehr die Untersuchung gegen ihn eingeleitet, und am 2. August des folgenden Jahres vom Könige das Urteil bestätigt, als Fälscher und Dieb durch den Strang vom Leben zum Tode gebracht zu werden. Nach damaligem Brauche legte man ihm ein Gewand von Flittergold an, und mit gleichem Stoffe war auch der Querbalken des Galgens ausstafliert, an welchem Gaetano verendete.

Seine Gattin war schon während der langen Untersuchungshaft des­selben vor Gram gestorben.

An die Geschichte des Fürstenhauses knüpft sich auch der Name Johann Karl v. Eckenbergs, par excellence derstarke Mann ge­nannt. Sofort nach seiner ersten Ankunft in Berlin, 1717, hatte er das Glück, im Charlottenburger Schlosse eine Vorstellung zu geben und durch seine bedeutende Leibesgrösse und stattliche Erscheinung den König für sich einzunehmen. Ein besonderes Bravourstück war es, dass Eckenberg eine 20 Zentner schwere Kanone, auf welcher zum Überfluss noch ein Tambour mit der Trommel sass, mit einer Hand aufhob und so lange in der Luft hielt, bis er mit der anderen ein Glas Wein aus­getrunken hatte. Unter ungeheurem Zulauf des Publikums gab er nun in einer Brettex-bude auf dem Neuen Maikt seine Vorstellungen, und kehrte dann nach mancherlei Kreuz- und Quei'zügen im Jahre 1731 mit einer Truppe von Seiltänzern (Spatenschläger genannt) und Schauspieleim nach Berlin zurück. Hier eiöffnete er als privilegirterHof-Komödiant