Heft 
(1900) 9
Seite
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Ferdinand Meyer, Im altberliniscbenTriangel und seiner Umgebung. 343

seine Vorstellungen in dem über dem königlichen Reitstall in der Breiten Strasse befindlichen Theater. Oft erschien der König, um sich au Doktor Faust,s Höllenfahrt, derartigen Grundsuppe der Welt und anderen Darstellungen seiner privilegierten Recreationsbeamten zu ergötzen.

Inzwischen aber scheint Eckenberg, welcher mit der Erbauung eines Hauses an der Ecke der Charlotten- und Zimmerstrasse begonnen, auch sonst wohl mehr ausgegeben als eingenommen hatte, in Geldverlegenheit geraten zu sein; denn er verweigerte nicht nur die Armenabgabe von einem Thaler für jede Vorstellung, sondern auch dieMusikanten- Nahrungsgelder von (> guten Groschen. Andererseits beklagte sich die königliche Kartenkammer, dass Eckenbergs Komödien dem Debit der Spielkarten einen empfindlichen Abbruch thäten.

Wurden nun auch dieMusikanten-Nahrungsgelder durch Kabinets- ordre niedergeschlagen, so wusste Eckenberg andererseits aus der ihm gemachten Eröffnung Nutzen zu ziehen.Es ist mir unendlich schmerz­lich, schrieb er an den König,dass ich durch meine Komödien die königliche Kartenkammer molestiere; so bitte ich denn um die Er­laubnis, Assambleeneinrichtenzu dürfen, bei denen Karten gespielt und eine honette Unterhaltung geführt werden kann, wie dies bisher bei den Assamblees in den adligen Häusern gehalten worden ist.

Dieser Plan fand die Genehmigung des Monarchen und wurde durch Ordre vom 7. Januar 1J33 derart ins Werk gerichtet, dass Eckenberg, alsEutrepreneur der Assembleen, dieselben im sogenannten Fürsten­hause in der Kurstrasse des Dienstags und Freitags abhalten sollte. Und zwar hatte er Holz und Licht, Spieltische und zwei ChorHautbois zu fourniercn, wohingegen ihm diejenigen, welche bisher die Assembleen gehalten, 30 Thaler pro Kopf zahlen und dafür, ausser freiem Zutritt, den ganzen Winter hindurch Kaffee, Thee, Schokolade und Limonade unentgeltlich erhalten sollten. Für die übrigen Teilnehmer war das Entree auf 8 Groschen festgesetzt, sie mussten die Getränke besonders bezahlen, und die Spieler 1(5 Groschen Kartengeld erlegen. Befreit von diesen Beiträgen blieben die Kapitäns und Subalternen.

Zu diesen Assembleen fand selbst der hohe Adel sich ein und Eckenberg verstand es, die Versammelten so gut zu unterhalten, dass der König gegen die bisherige Gewohnheit die Assembleen bis zum un­mittelbaren Beginn der Fasten gestattete.

Im April 1733 ging Eckenberg nach Halle, um dort, mit einem speciellen Befehl des Königs versehen, Vorstellungen zu geben.

Seine spätere Anwesenheit in Berlin interessiert uns hier nicht weiter. Es sei nur angeführt, dass der Tod den Dreiundsechzigjährigen 1748 im Lager bei Luxemburg überraschte; er endete in Elend, und Vergessenheit.