10. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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Im unteren Geschosse des Fürstenhauses befand sich später die Geueral-Kriegskauzlei, im zweiten Gescliosse seit 1766 die königliche Stempel- und Kartenkammer und im dritten Geschosse wohnten, wie Nicolai angiebt, die Königlichen Pagen, wenn der König in Berlin verweilte. Und bereits in den Adresskalendern aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts heisst es, dass der Pagenmeister Michel Katsch auf dem Friedrichswerder „hinter der Münze auf dem Pagenhof“ wohnte.
Im Jahre 1832 gelangte das Gebäude, in welchem sich dann eine zeitlang das Friedrich-Werdersche Gymnasium befand, tauschweise an den Magistrat.
Als bemerkenswert in der Kurstrasse ist auch das einstige erste Berliner Pfandleihhaus zu neunen, welches die vornehmere Bezeichnung „Adresslutus“ führte. Das Privilegium zu demselben erhielt im Jahre 1692 ein Refugie, Namens Nicolaus Gauget. Ein Jahrhundert später gehörte es als solches den llumbertschen Erben. Nachdem Friedrich der Grosse 1764 das Bank-Institut begründet hatte, wurde dasselbe aus dem Thieloschen Hause auf der Dorotheenstadt in das 1690 von Nehring für den Oberjägermeister zur Amtswohnung bestimmte Gebäude in der Jägerstrasse verlegt. Nach einer bedeutenden Erweiterung des Gebäudes fand daun im Jahre 1833 ein abermaliger Umbau statt, welcher auch die Yergrösserung des Instituts durch den Ankauf und Neubau des angrenzenden „Adresshanses“, Ecke der Kurstrasse, zur Folge hatte.
Ursprünglich führte liier die Kurstrasse bis zur Alten Leipziger Strasse die Bezeichnung „Alte Friedrichstrasse“ und bis zum Spittelmarkt „Breite Gasse“, dann „Kurfürstenstrasse“. Um das Jahr 1790 in „Kurstrasse“ abgekürzt, ging diese Benennung auch auf den anderen Strassenteil über.
Der nivellierende Zug der weltstädtischen Entwickelung hat auch hier eine weitgreifende Wandlung bewirkt. Von dem ehemaligen Eldorado der Antiquariats-Buchhandlungen bis herab zu jenem Original eines „fliegenden“ Buchhändlers, welcher seine nur dürftigen Schätze auf einem kleinen Tisch am Werderschen Markt feilbot, ist kaum noch eine Spur vorhanden.
Neben dem Danckelmannsehen Palais (dem späteren Fürstenhause) erhob sich auf einem freien Platze das bereits im Jahre 1672 von Simonetti erbaute Werdersche Rathaus am damaligen „Kälbennarkt“, dem späteren Werderscheu Markt, auf dem namentlich Kälber feilgeboten wurden.
Das mit einem Glockenturm versehene Rathaus diente, in Ermangelung eines Gotteshauses, der Andacht und auch der Gerichtspflege. Überdies vereinigte es neben dem Stadtkeller das Gefängnis, die Folterkammer und einen Brodscharren in sich. Schliesslich auch mussten im oberen