Heft 
(1900) 9
Seite
345
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Ferdinand Moyer, Im altberliniechenTriangel und seiner Umgebung. 345

Geschosse dem 1081 gestifteten Friedricliswerderschen Gymnasium einige Zimmer eingeräumt werden.

Naclidem das Hathaus im Jahre 1794 abgebrannt war, enstand auf seiner Stätte ein neues Münzgebäude, dessen Bau dem aus Italien zurück­gekehrten Professor Genz (ein Bruder des als Politiker und Historiker bekannten Ilofrats in Wien) übertragen und in einem für die damalige Zeit grossartigen Stil ausgeführt war. Die Vorderfassade hatte ein vor­springendes Rifalit und eine Freitreppe, die zur Thür zwischen zwei dorischen Säulen führte. Der im zweiten Stockwerk um das Gebäude in einer LäDge von 1 Hi Fuss hinlaufende Fries, eines der kunstreichsten Werke Gottfried Schadows, bildete wie derjenige des Phydias im Panthenou, ein sinnvolles Ganze: das Gewinnen der Metalle, die Ver­arbeitung und das Münzen derselben. Endlich auch stellen sie in bildlicher Form die Anwendung des Geldes dar, wie durch dasselbe die schönen Künste und namentlich die Baukunst hervorgerufen werden. Nach dem Abbruch des Gebäudes wurde das Relief an der Fassade des jetzigen Münzgebäudes in der Unterwasserstrasse 2 bis 4, wo sich bis dahin die Amtswohnungen und ein Teil der Münz-Büreaus befanden, wieder an­gebracht.

Die älteste Nachricht über die Münze reicht bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts; und zwar befand sich dieselbe in dem Hause Post­strasse No. 5, als dessen erster Besitzer 1540 Bartholomäus Heyser genannt wird. Fünf Jahre später vertauschte dann der damalige Eigen­tümer, ein Dr. Thieme, das Grundstück gegen No. 6, wohin die gleich­zeitige Verlegung der Münze stattfand. Dort verblieb sie bis 1598, als ihre Unterbringung in ein Seitengebäude des Schlosses erfolgte. Von dort verlegte sie der Grosse Kurfürst im Jahre 1680 in den unteren Teil des zur Wasserkunst bestimmten Turmes an der heutigen Adler­ecke des Schlosses.

König Friedrich I. getiel sich in dem Gedanken, den höchsten europäischen Turm in seiner Hauptstadt zu besitzen, den das eigens zu diesem Zwecke aus Holland verschriebene, später der Parochialkirclie überwiesene Glockenspiel krönen sollte. So wurde denn Andreas Schlüter 1701 beauftragt, den Turm, nach Verlegung der Münze in das Gebäude No. 2 der Unterwasserstrasse, bis auf 280 Fuss zu erhöhen.

Das Misslingen dieses Unternehmens ist bekannt. Noch sind die Entwürfe Schlüters vorhanden, und unter demjenigen des von ihm angelegten zweiten Fundaments, welches die gewaltige Last des Turmes nicht zu tragen vermochte, stehen von des Künstlers Hand die in sichtbarer Erregung niedergeschriebenen Worte:Das ist die Stelle alles meines Unglücks.

Zum Betriebe der neuen Münze hatte Schlüter den Münzkanal, unter Benutzung des bereits erwähnten, im Jahre 1678 bis auf ein

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