Heft 
(1900) 9
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10. (4. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjalires.

der Ilolzgurtenstrasse, von denen No. 8 wohl als ein Unicum sich herüber gerettet hat in das Iliiusermeer der aufgestiegeuen Kaiserstadt.

Eine auf den Bürgersteig sich vorschiebende siebenstufige Treppe mit eisernem Geländer führt zum Hochparterre, über welchem das drei- fenstrige erste Stockwerk mit einem hohen Giebelgeschoss sich erhebt.

Meine Ermittelungen über die Besitzer dieses Hauses, welches gleichzeitig mit dem Rauleschen 1009 erbaut worden ist, haben sich nur bis zum Jahre 1798 feststellen lassen. Damals war es ein Posamentier­meister Mohr; 1820 eine verehelichte Kaufmann Schüler, welche die steinerne Treppe an Stelle der hölzernen herrichten liess. Dann erscheint seit dem 5. September 1851 der alsPensionair bezeichnete invalide Unteroffizier Voigt, von welchem das Haus b Jahre später an die Familie Teige gelangte, welcher der jetzige Besitzer, unser Yereinsmitglied, der Königlich Rumänische und Herzoglich Sächsische Ilofgoldsclunied Herr Paul Teige angehört.

Der Unfall, dass am 18. Oktober 1884 ein Stück Dachgesims mit einem 2 m langen Balken sich ablöste, führte zur Feststellung des Jahres, in welchem das Haus erbaut worden ist. Es fand sich nämlich in der Maueröffnung eine mumifizierte Ratte vor, welche am Bande eine Medaille mit den von einem Lorbeerzweig umrankten Abzeichen des Maurer­gewerks aufzeigt, während auf der Rückseite die eingravierte Majuskelin­inschrift lautet: M(eister?) Hans »Schild, 1(309.

Nach einem am 19. April 1893 in der Werkstatt ausgebrochenem Brande liess Herr Teige einen Umbau der gesamten Wohnräume vor­nehmen, die eine wahrhaft fürstliche Ausstattung erhielten. Neben den Gemälden und antiken Gegenständen aus edlem Metall, welche die Wände schmücken, paradiert auch ein hoher, reich verzierter Sandsteinkamin aus der Zeit des Barock.

In dem erst kürzlich einem Neubau gewichenen Hause No. 0 befand sich vor nunmehr einhundert Jahren dieKönigliche Lohn-Lakaien-Nieder- lage. Und als ein Kuriosum sei noch erwähnt, dass um dieselbe Zeit unter den zehn Hausbesitzern fünf Wittwen sich befanden.

In der Adlerstrasse waren zur Zeit der ersten Bebauung des Triangels (1078) nur No. 11 bis 10 um den Graben her erbaut. Auf dem späteren Grundstück No. 10, bis wohin sich der Garten hinter dem Hause des Obersten v. Schlabrendorf in der Unterwasserstrasse No. 7 erstreckte, wurde im Jahre 1079 die Poliermühle vom Mühlendamm verlegt und der Graben dementsprechend reguliert.

Zu dieser Häusergruppe, welche anfänglich die BezeichnungBeim Holzgarten führte, gehört das geschichtlich denkwürdige Haus No. 7, an der Ecke des Durchganges überRaules Hof.

Der glänzende Sieg bei Kesselsdorf war errungen, und damit der zweite schlesische Feldzug beendet. Die Berliner vernahmen die Kunde