Ferdinand Meyer, Im altberlinisehen „Triangel“ und seiner Umgebung. 349
davon am 17. Dezember (1744) durch den Marquis v. Descouville, welcher abends zwischen 8 und 9 Uhr, gefolgt von vierzig Postillonen mit brennenden Fackeln, seinen Einzug durch das Brandenburger Thor hielt.
Am 28. Dezember kehrte Friedrich der Grosse in seine Hauptstadt zurück. Vom frühen Morgen au läuteten die Kirchenglocken und nachmittags hielt der König in einem offenen Phaeton seinen Einzug. Ganz Berlin war in Aufregung, und unter den Rufen: „Es lebe der König! Es lebe Friedrich der Grosse!“ fuhr der Held dem Schlosse zu. Junge Mädchen streuten ihm Blumen, von den Dächern der Häuser und aus den Fenstern flogen ihm Lorbeerkränze zu. Die glänzende Erleuchtung der Stadt und der Freudentaumel über die glückliche Rückkehr dauerten die ganze Nacht hindurch.
Audi der sonst so stille „Triangel“ blieb von dem allgemeinen Glanze der Illumination nicht ausgeschlossen. Dort, im Erdgeschosse des damals dem Fabrikanten Espagne gehörigen Hauses Adlerstrasse No. 7 (am Durchgänge „Raules llof“), lag im Hinterstübchen ein schwer Erkrankter, schon umfangen von den Schatten des Todes. Auf seinen Wunsch waren von der Schwester die nach der Strasse zu gelegenen Fenster ebenfalls erleuchtet worden, als letztes Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit gegen seineii teueren König . . .
Es war Dulian de Chandun, der einstige Erzieher des jugendlichen Kronprinzen, bis der Zwiespalt zwischen Vater und Sohn ausgebrochen und letzterem der Prozess gemacht worden war. Damals ging auch Dulian seiner Stellung und des Gehalts als Legationsrat verlustig, doch unterstützte ihn der Kronprinz, soweit dessen eigene Verhältnisse es gestatteten, und erfreute ihn auch sonst durch mancherlei Aufmerksamkeiten.
So schrieb er ihm unter anderem, wie er sich unaufhörlich des schönen Zeugnisses erinnere, das Alexander der Grosse seinem Lehrer durch die Erklärung gab, wie er in gewissem Sinne gegen diesen mehr Verbindlichkeiten als gegen den eigenen Vater hätte. Nach der Thronbesteigung ernannte Friedrich ihn zum Geheimen Rat, und am (3U. Geburtstage zum Direktor der Liegnitzer Ritterschaft. „Lieben Sie mich,“ so schrieb er.ihm gleichzeitig, „und seien Sie fröhlich; dies sind Ihre Verpflichtungen. Leben Sie zufrieden in Berlin, lieber Dulian, und erfreuen sich in Ihrem Alter der Ihrem Verdienste gebührenden Annehmlichkeiten, die das Schicksal Ihnen in der Jugend versagte.“
Au jenem Einzugstage, so erzählt Bielefeld, hatte Friedrich den Zustand seines ehemaligen Lehrers in Erfahrung gebracht. Es trieb ihn, den hochgeachteten Greis noch einmal zu sehen, ihm die letzten Augenblicke zu versüssen. Begleitet von dem Prinzen von Preussen und dem Prinzen Heinrich trat er vor das Bett seines alten Freundes.