11. (7. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjabres.
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höchster Präcision getroffen werden will, und einen Bogenstrich in bestimmter Richtung, Stärke und Geschwindigkeit, also eine Anzahl mechanischer Arbeitsleistungen, und je höher die künstlerische Wirkung ist, desto genauer wird auch die Differenzierung dieser mechanischen Werte sein müssen. Dessenungeachtet wird die Division des Wertes einer künstlerischen Leistung durch denjenigen der dabei erforderlichen mechanischen Thätigkeiten niemals vollkommen aufgehen; es bleibt ein idealer Rest, den sich die Muse nicht abzwingen lässt durch „Hebel und durch Schrauben“.
Die Einzelheiten der Mechanik und der Ausführung der einzelnen Theile wurden durch die Mitglieder der Familie Bacigalupo, welche als ausserordentlich musikalisch veranlagt erscheint, den Erschienenen vorgeführt.
Der Vorsitzende Geheimrat Friedei machte noch darauf aufmerksam, dass die mechanische Musik selbstredend keine Kunstmusik sein könne und wolle und dass sie sich zu solcher etwa verhalte, wie ein Öldruckbild zu einem wirklichen Ölgemälde. Wie aber der Erwerb einer guten mechanischen Reproduktion eines Ölbildes, wo die Mittel zum Kauf guter Ölbilder fehlen, doch nicht getadelt werden könne, so wirke gute mechanische Musik sicher veredelnder als die Musik trunksüchtiger Bierfiedler, die dem Volk, namentlich auf dem Lande, elende grossstädtische Gassenhauer Vorspielen, welche weder zur Veredlung des Geschmacks noch zur Förderung der Sittlichkeit dienen. Wenn, wie es der Pflegschaft des Märkischen Provinzial-Museums bei ihren zahlreichen Wanderschaften auf dem Laude während der letzten Jahre wiederholt passiert sei, in kleinen Dorfwirtshäusern Musikwerke vorgefunden wurden, welche Choräle, gute Volkslieder, klassische Opernmusik u. dgl. spielten, so könne sich der Menschenfreund darüber nur freuen und auch in diesem Sinne den Bestrebungen der Familie Bacigalupo auch fernerhin nur den besten Erfolg wünschen. Nachdem der Vorsitzende noch einige scherzhafte Dankes- und Abschiedsworte in italienischer Sprache hinzugefügt, bedankte Herr Bacigalupo sen. sich hierfür sowie für den Besuch der „Brandenburg«“ auf das Wärmste in deutscher und italienischer Rede.
Die Erschienenen verteilten sich demnächst in die zwei benachbarten italienischen Wirtschaften das Ristorante Colonia Italiana und Cafe Genova und tauschten ihre Eindrücke bei einer Tasse Kaffee und einem Glas italienischen Weines aus.
