Heft 
(1900) 9
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12. (8. ausserordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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nicht, da dies Thema ausserhalb der Aufgaben derBrandenburgia liegt. Ohnehin darf man anuehmen, dass jeder Gebildete sich hierüber ein Urteil gebildet haben wird.

Ilinsichts der gesundheitlichen Seite wird auch von den Gegnern der Feuerbestattung zugegeben, dass die Vernichtung des Leichnams durch Hitze eine in sanitärer Beziehung absolut zuverlässige ist. Erst kürzlich hat man sich wieder zur Leichenverbrennung und zwar zu einer zwangs­weisen entschlossen als es die in Glasgow an der Pest gestorbenen Menschen auf die unschädlichste Weise zu beseitigen galt. Dem Ver­nehmen nach ist es schliesslich zur Einäscherung nicht gekommen. Augenblicks, wo ein aus Süd-Amerika in Bremen eingeschleppter Fall von Bubonenpest in Bremen Besorgnis vor der Weiter Verbreitung des Schwarzen Todes in Deutschland erregt, ist die Frage der Feuer­bestattung wieder, man kann hier sagen, recht eigentlichbrennend geworden.

Die Einrichtungen der Sammelstelle und des Verbrennungsofens wurden hierauf von dem Vorsitzenden unter Beihülfe des Herrn Lamcke gezeigt und erklärt. Für diejenigen, welche sich aus technischen und wissenschaftlichen Gründen für den Verbrennungsakt iuteressiersten, wurden zwei Kisten mit Inhalt im Gewicht von zusammen vier Centner eingeäschert. Diese Verbrennung dauerte etwa 50 Minuten.

Zur Vergleichung lagen Leichenbrandreste vor, wie sie der städtische Verbrennungsofen liefert, die Brandreste einer in Gotha feuerbestatteten Leiche, ebenso Leichenbrandreste von einem brandenburgischen ger­manischen Brandgräberfeld aus der Zeit etwa 500 bis 600 vor Christus. Die Übereinstimmung der beiderlei Vebrennungserzeugnisse war eine überraschende.*) Wird der Verbrennungsprozess zu sehr verlängert, so tritt eine Versinterung und Verschlackung der Knochenreste ein. Diese Überverbrennung ist durchaus überflüssig und sollte schon aus Sparsamkeitsrücksichten vermieden werden.

Inzwischen erklärte der Bureau-Vorsteher des hiesigen Feuerbestattungs-Vereins, Herr Pauli, an einem kleineren, vor­trefflich gearbeiteten und entsprechend funktionierenden Modell in sach­kundiger und anschaulicher Weise die Manipulationen, welche bei dem jetzigen Verfahren einer Leichen Verbrennung in Ohlsdorf bei Hamburg und an anderen Orten Deutschlands stattfinden.

*) Vgl. dazuBrandenburgia J. S. 92, IV. 128.