Heft 
(1900) 9
Seite
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Neue Nachträge zur Dorfchronik von Nieder-Görsdorf.

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ausgeworfe», wofür jetzt 150 M. Pacht erzielt werden. Wölmsdorf hat für dir Schule nur 1 Morgen ausgeworfen und hat den Garten am südlichen Ende des Dorfes eingezogen. Die Kossäten in Wölmsdorf besitzen eine Hufe, vielleicht diejenige, welche der Pfarre verloren gegangen ist.

Die Hüfner in Wölmsdorf waren früher wenig wohlhabend, weil sie den kalten Hoden nicht erwärmen und fruchtbar machen konnten. Jetzt kommen ihnen die künstlichen Düngemittel zu gute. Hier mag auch noch erwähnt werden, dass Friedrich der Grosse, um dem Leutemangel abzuhelfen, 1702 dort ein Kolonistenhaus erbaut hat. Grössere Wald­komplexe und Gewässer behielt sich der Landesherr vor, wie hier die Merghaide, worüber noch zu berichten ist, kleinere Wälder waren ge­meinsamer Besitz. Nun konnte die Ansiedelung geschehen. Der vom Erzbischof anerkannte Lehnsherr vergab das Land an die Kolonisten, hier Hüfner genannt, wenn sie in grösserem Besitz sind, Gärtner (Kossäten) in kleinem Besitz. Der Anführer der Kolonie wurde mit einer Hufe mehr bedacht und heisst Freischulze (Erb. Gerichts- und Lehnschulze). Die hiesige wasserarme Gegend scheint spät Liebhaber gefunden zu haben. Die Lehnshoheit hatte wohl die Familie v. Heinersdorf, denn L578 statteten die Kalandsbriider den Altar der heiligen Anna in der Nikolaikirche in Jüterbog durch die Pächte von 9 Hufen bei Jüterbog, Dennewitz, Kohrbeck, Bochow aus, welche Pächte vom Herrn v. Heiners­dorf erkauft wurden. Urbar wurde dann diese Gegend von den Flämingern (Niederländern) gemacht, welche mit dem Wasser umzugehen verstanden und Dorfteiche nebst Brunnen anlegten. Sie waren nur Besitzer der Gehöfte, welche sie nach niederländischer Art eibauten, während sie das umliegende Land gegen den mosaischen Zehnten von Getreide und Fleisch zum Lehen erhielten. Sie -werden darum auch Pächter genannt. Die Gerichtsbarkeit haben sie nicht besessen, dieselbe blieb beim Amt in Jüterbog. War ein Hof ausgestorben, so wurde er neu vergeben Die Herren von Heinrichsdorf scheinen oft Geld gebraucht zu haben und dann verkauften sie die Rechte auf die Pächte an wohlhabende Familien in der Stadt. Die Familie Wilmersdorf scheint Hohen-Ahls- dorf besessen zu haben, denn die dorthin gelieferten Pächte Messen auch Wilmsdorfische. (Lehnhof für 2 Hufen, welche dann an Familie Flemming gingen.) Von dort gingen dann die Pächte an die Familie Flemming in Jüterbog. Die Familie Flemming, deren eine Linie vom Adel war, stiftete ein Stipendium, zu welchem späterhin dasjenige des schwedischen Rittmeisters Junack gelegt worden ist. Die hiesigen Leute nennen die dorthin gezahlten Pächte Studienpächte, weil sie dazu dienten, einem Sohne dieser Familie die Unterstützung zum Studium zu gewäliren. Ist ein solcher nicht vorhanden, so beziehen die 2 älteren, unverheirateten Töchter die Einnahmen von (>ü Scheffel Roggen und 60 Scheffel Rauch­hafer, welche nunmehr abgelöst worden sind.

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