454
14. (6. ordentliche) Versammlung dee IX. Vereinsjahres.
/
allergnädigst aufgetragen, Ihm dem Hoff Mahler Herrn Antoine Pesne diese wüste Baustelle welche en Fronte Eilff lluthen 1 Fuss 8 Zoll in der Tiefe Zehn Ruthen 7 Fuss 4 Zoll bis an den Graben in sich hält, anzuweisen.
Und zwar dergestalt, und also, dass der Herr Hoff Mahler Antoine Pesne und die Seinigen damit nach eigenem Gefallen als Ihr wahres Eigenthum schalten und walten können.
Wie ich Ihm dann Krafft dieses hiemit auf Special Ordre Sr. Königl. May. ermeldete wüste Bau Stelle auf Ihm und die Seinigen Erb- und Eigentlnimlich verschreiben sollen.
Uhrkundlich ist dieser Grund Brieflf von mir Eigenhändig unterschrieben und besiegelt worden.
so geschehen Berlin, den 1. February 174ß.
(Siegel) G. W. Knobelsdorff.
Man sollte hiernach annehmen, dass der Hausbau bald darauf stattgefunden haben muss; doch bemerkt Nikolai irn Jahre 1786, dass das inzwischen in Jasterschen Besitz gekommene Haus „von dem berühmten Maler Pesne nach dessen eigner Erfindung im Jahre 1757 gebaut worden sei.
Von den beiden im Schenkungsbrief erwähnten Nachbar-Häusern war das Coccejische das jetzt als Oberwasserstrasse 2 zum Palais der Kaiserin Friedrich gehörige. Auf der Stelle stand nach Nicolai vordem das sogenannte krumme Zeughaus, worin das Nutzholz für die Artillerie aufbewahrt wurde. Der König schenkte es 1780 dem General Bechefer, der die Stelle mit seinem Schwiegersohn, dem Grosskanzler v. Cocceji zusammen mit 2 Häusern bebauen liess. Von den Erben kaufte sie später der Markgraf Heinrich von Schwedt, der sie zu einem Hause vereinigen liess.
Auf der Stelle des Thulmeyerschen Hauses, jetzt Oberwall- strasse 4, stand, wie Nicolai berichtet, ursprünglich „das mittelste von 8 Zeughäusern“. 1725 schenkte es der König dem General v. Montar- gues, der dort ein Wohnhaus anlegte. Von ihm kaufte es 1780 der Staatsminister von Thulmeyer, der es durch Grael verschönern liess. Von dessen Erben hatte es der dänische Schatzmeister, Graf Schimmelmann, gekauft und 1786 war es im Besitz des Staatsministers Freiherrn von Heinitz.
Das von Pesne erbaute Haus, Oberwallstrasse 3, enthielt noch zur Zeit des Ankaufs seitens der Bank 1869 die von Pesne gemalten reichen Wand-imd Deeken-Dekorationen, die aber bei dem Umbau 1870/71 sämtlich zerstört worden sind. (Mitt. des Herrn Rud. Lepke, der sie seiner Zeit mehrfach gesehen und bewundert hatte.) Der Verein für die Geschichte Berlins existierte damals zwar schon, und dieser hätte wohl Schritte zur Erhaltung einzelner der Ornamente thun können, aber