Heft 
(1900) 9
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14 . (6. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres. 457

liehe Veröffentlichungen hervorgetreten, von denen ich einige in meinem Besitz befindliche mit herumreiche. Dass daneben auch der Konservator des Königreiches, Professor Cornelius Gurlitt, diesem Studium sich neuerdings zuwendet, ist ein erfreuliches Zeichen für weitere erspriess- liche Thätigkeit. Auch diese Schriften möchte ich mit der Hoffnung herumreichen, dass sie für uns Anregungen zu märkischen Gegenstücken, insbesondere einer märkischen Volkskunde, geben mögen. In unseren Veröffentlichungen ist für eine solche Aufgabe ja bereits ein reiches Material gesammelt.

D. Herr Professor Friedrich Wagner. Das Turnier zu Kuppin im Jahre 1512:

Anknüpfend an die dem Andenken Th. Fontanes gewidmete November-Sitzung führte der Vortragende die Zuhörer in die Heimat dieses märkischen Dichters, in das Städtchen Neu-Ruppin. Er hob her­vor, wie sich die Verhältnisse seitdem geändert hätten. Im Anfänge des 16. Jahrhunderts hätte es dieser jetzt so unscheinbare Ort an Grösse beinahe mit Berlin aufnehmen können.

Nach einer kurzen Widerlegung der Ansicht, als sei das Turnier von 1512 das erste in der Mark Brandenburg abgehaltene gewesen, gab er als Veranlassung zu diesem Ritterspiel den durch Joachim I. und die mecklenburgischen Herzoge Heinrich V. und Albrecht den Schönen vermittelten Frieden zwischen den nordischen Mächten (Dänemark, Schweden, Lübeck) an. An eine kurze Charakteristik dieser festgebenden fürstlichen Personen und ihres Gefolges reihte sich die Darstellung der ritterlichen Kämpfe selbst an, wobei besonders ausführlich dargestellt wurde, mit welchem Eifer Kurfürst Joachim, den man sich gewöhnlich nur im Verkehr mit Gelehrten wie dem Abt Tritheim oder dem Bischöfe Dietrich von Lebus sowie mit Rechtsgelehrten und Staats­männern, seinem Kanzler Stublinger oder dem Bischöfe Hieronymus von Brandenburg, vorstelle, mit welchem Eifer der damals 28jährige Fürst sich an den Waffenübungen beteiligt habe, wie er aber beinahe im Kampfe mit Herzog Heinrich einen Unfall erlitten hätte. Auch auf die sportliche Seite der Turniere wurde hingewiesen, ein Vergleich angestellt zwischen den Ausschreibungen, welche für diese Waffenspiele erlassen wurden, und in deren Abfassung KurfürstlAlbrecht Achilles und Kaiser Maximilian Meister waren, und den Programmen, die heutzutage unsere sportlichen Veranstaltungen regeln; es trat zwischen beiden eine auffallende Übereinstimmung hervor.

Auch der Turnierpreise und ihrer Verteilung durch die fürstlichen Damen und Edelfrauen wurde gedacht; manche kulturgeschichtliche Notiz über Kleidung und Schmuck, die Lustbarkeiten und Sitten jenes Zeitalters wurden eingestreut. Dass auch ein Ehegelöbnis bei diesem Feste zu stände kam Herzog Heinrich von Sachsen verlobte sich mit