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18. (7. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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2. Auch der Z wei h u n d ert jah r-Feier des Königreichs Preussen gedachte der Vorsitzende noch einmal unter Hinweis aut die Versammlung am 19. d. M. und die Sonder-Ausstellung des Märkischen Provinzial-Museums, sowie auf den Hauptvortrag des heutigen Abends.* *)
Auch der Heilige Vater und mit ihm die gesamte katholische Kirche lasst das neue Jahrhundert erst mit 1901 beginnen. Hierzu hat Leo XIII ein Carmen saeculare gedichtet, das den Titel tragt: ..Jesus Christus der Schutzberr des neuen ahrhunderts“ und das mit den Strophen beginnt:
„Cultrix bonarum nobilis artium Decedit aetas: publica commoda,
Viresque naturae retectas,
Quisquis avet, memoret canendo.
Saecli occidentis me vehementius Admissa tangunt; haec doleo et fremo.
Prol quot, retrorsum conspicatus,
Dedecorum monumenta cemo. “
Zu Deutsch:
Die Zeit, die Geistesschatze in Ehren hielt,
Geht nun zu Ende. Leichtere Daseinsart Und der Natur enthüllte Kräfte Möge, wer will, fortan besingen.
Was uns gebracht das scheidende Saculum, •
Seh ich mit Schmerz, mit Zittern und Zagen an,
Rückblickend ruht der Blick, o Jammer,
Auf einem Heer von Schändlichkeiten.“
Eine rechnerische Prüfung der Jahrhundertsfrage findet sich in der Nummer 6 der Naturwissenschaftlichen Wochenscluift Berlin, Januar 1901, vom Professor Dr. Wilhelm Förster, der sich natürlich für den 1. Januar 19*1 ausspricht. Mit diesen Einzelheiten möge der „Jabrhundertstreit“ für uns zu Ende sein.
*) Erwähnt sei noch, dass auch die Feldzeichen des preussischen Heeres am 18. d. M. eine Doppeljahrhundert-Feier begingen. Im Preussenliede heisst es: .Die Fahne weht mir weiss und schwarz voran.“ Am 18. sind es 200 Jahre gewesen, seit Preussens Fahnen in diesen Farben voranwehen. Seit dem 18. Januar 1701, seit der Krönung des Kurfürsten Friedrich III. zum Könige in Preussen, sind die Feldzeichen des preussischen Heeres in Schwarz und Weiss, den Farben des ehemaligen souveränen Herzogtums Preussen, gehalten. Gleichzeitig wurde bestimmt, dass die Schärpen der Offiziere in Silber und schwarzer Seide ausgeföhrt werden sollten. Unter dem Grossen Kurfürsten besassen die Fahnen ein sehr mannigfaches Aussehen. Sie durften jede beliebige Farbe aufweisen; nur die grüne war verboten. Grün ist bei den Türken die Fahne des Propheten, und gegen die Türken haben die Brandenburger damals in mancher Schlacht gefochten. Wahrscheinlich ist das Verbot der grünen Farbe darauf zurückzuführen. Die Fahnen waren auch mit Sinnbildern und Wahrzeichen geschmückt. Das Infanterie-Regiment Nr. 2, das jetzige Grenadier-Regiment Nr. 1, das bis vor wenigen Jahren für das älteste Regiment der jetzigen preussischen Armee galt, führte unter dem Grossen Kurfürsten schwarze Fahnen mit einem roten Adler. Dagegen war die Leibfahne weiss und ihr Schmuck ein schwarzer Adler. Friedrich I. war es, der über die Herstellung und das Aussehen der Fahnen bestimmte Vorschriften erliess, und merkwürdig ist es, dass der Fürst, dessen Prachtliebe sonst