16. (7. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjabres. 475
3. Durch den unvermuteten Tod unseres langjährigen Ersten Vorsitzenden, daun Ehrenmitgliedes, Oberbürgermeister a. D. Robert Zelle hat unsere Brandenburgs einen schweren Verlust erlitten. Viele unserer Mitglieder sahen den rüstigen, lebensfrohen Mann noch ganz in seiner altgewohnten Art bei der Bestattungsfeier des Bürgermeisters Brinkmann am 12. d. M. Niemand ahnte, dass unsern Zelle sobald nachher am 25. d. Mts. in Folge einer tückischen Lungenentzündung der Tod ereilen sollte.
Es ist nicht die Stelle hier, Zelles kommunale Verdienste, seine Verdienste um Berlin und die Berliner zu rühmen; in dieser Beziehung kann man von ihm das schöne Wort anwenden, welches der Königsberger Stadtrat Schaff dem verewigten Bürgermeister Brinkmann in die Gruft nachrief: „Er war nicht nur ein Meister, sondern vielmehr ein Freund der Bürger.“
Wie man in den höchsten Kreisen über Zelle dachte, geht aus der Kundgebung Sr. Majestät des Kaisers und Königs hervor, der im Jahre 1892 noch an dem Tage der Wahl zum Oberbürgermeister an Zelle folgendes Glückwunsch-Telegramm richtete: „Spreche meinen Glückwunsch zur Wahl aus, die ich um so freudiger bestätige, als ich weiss, wie sehr Ihnen das Wohl meiner Residenzstadt am Herzen liegt. Ich hoffe, Sie recht lange an der Stelle zu sehen und mit ihnen manches Werk zur Verschönerung Berlins und zu seiner Fortentwicklung durchzuführen. Ihre treuen Gesinnungen gegen mich und mein Haus wolil kennend, bin ich der Überzeugung, die Wahl konnte keinen Besseren und Geeigneteren treffen.“
Über den Lebensgang des Dahingeschiedenen sei Folgendes erwähnt:
Robert Zelle war am 19. September 1829 zu Berlin geboren. Er besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster, studierte von Ostern 1848 bis Ostern 18öi Rechts- und Staats-Wissenschaften zu Bonn und Berlin, machte 1851 das Auskultator-, 1853 das Referendar-, 1856 das Assessor- Examen in der Hauptstadt und wurde 1861 zum Berliner Stadtrat erwählt, 1862 wurde er Stadtsyndikus, 1891, nach Dunckers Tode, Bürgermeister und 1892, obwohl seine Wahl zum Oberbürgermeister von Stettin nicht bestätigt worden war, Oberbürgermeister von Berlin. Am 25. März 1898 zeigte Zelle dem Magistrat an, dass er zum 1. Oktober sein Amt niederzulegen wünsche. Dem Abgeordnetenhause gehörte er als Mitglied der Fortschrittspartei seit 1873, zuerst für den zweiten
unbegrenzt war, hier den Grundsätzen der Einfachheit huldigte. Erwähnt sei noch, dass früher, wenn Regimenter nach Beendigung eines Feldzuges aufgelöst wurden, ihre Fahnen der Vernichtung anheimfielen. Die Gepflogenheit, solche Fahnen aufzubewahren, datiert erst von 1680, so dass ältere Feldzeichen zu den grössten Seltenheiten zählen würden.
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