Heft 
(1900) 9
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10. (7. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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Berliner Wahlkreis, später infolg»* von Doppelwahlen für Zauch-ßelzig, dann für Breslau und zuletzt wieder für den zweiten Wahlkreis von Berlin an. Nach seiner Berufung zum Bürgermeister legte Zelle das Mandat nieder, um sich ganz der Gemeindearbeit zu widmen. Als Oberbürgermeister hat er Berlin im Ilerrenhause vertreten. Auch schriftstellerisch hat sich Zelle mehrfach b»*thätigt, insbesondere durch seine Ausgabe der Städteordnung und sein Handbuch des öffentlichen und Privatrechts, Werke, die in mehreren Auflagen erschienen sind.

Nach seiner Amtsniederlegung ging Zelle seinen Licldingsneigungen in Kunst und Wissenschaft nach und hielt sich auf Reisen, die ihn bis in den Orient führten, längere Zeit auf. Gestorben ist Zelle auf der Be­sitzung seines Schwiegersohns, Rittergutsbesitzer Lessing in Meseberg bei Gransee, jenem am Iluvcnow-See belegenen, 1738 und 17311 vom Grafen Wartensleben mit grosser Pracht erbauten Schloss, welches im Jahre 1774 der Günstling des Prinzen Heinrich, Bruder Friedrichs des Grossen, der Major Christian Ludwig von Kaphengst bezog. Theodor Fontane (Die Grafschaft Kuppin. 2. Auf!. Berlin 1865 S. KM)167) hat die interessante, aber tolle Wirtschaft, welche damals zu Meseberg geführt wurde, mit seiner gewohnten, geistreichen Medisance geschildert.

Der Vorstand hat ein Beileidsschreiben an die Angehörigen ge­richtet und einen Nachruf in Zolles Lieblingsorgan der Yossischen Zeitung veröffentlicht. An der Trauerfeier im Rathaus am 28. nahm eine Deputation des Vorstandes und Ausschusses der ßrandenburgia unter Überreichung eines prächtigen Kranzes mit Widmungsschleife teil. Zelles Andenken wird von uns allzeit in Ehren gehalten werden. Zur Bekräftigung dessen erhob sich die Versammlung von den Sitzen.

4. Hundertjährige Jubelfeier der Armenspeisungs-Anstalt zu Berlin. Um die Wende des 18. zum PJ. Jahrhundert wurde mit besonderer Rücksicht auf dieselbe*) durch den Berliner Stadtrat Dracke im Verein mit dem Zeug-Kapitän Buddee und andern Wohlthätern eine Stiftung begründet, welche die unentgeltliche Speisung Armer in den Wintermonaten bezweckt»'. Am 23. Dezember 1800 trat die Armen­speisung mit zwei Küchen ins Leben, einer im Anshachschen Palais, Wilhelmstrasse (jetzt Palais des Prinzen Albrecht), und einer in der Sophieu-Kirchgasse (jetzt Sophienstrasse). Die erste Abspeisung dauerte 1)7 Tage, vom 23. Dezember 1800 bis 1. April 1801 und es wurden täglich 100 Arme mit im Jahr 8248 Portionen (1 Quart) nahrhafter Suppe, zunächst ohne Fleischbeigabe erquickt. 1811 wurden Erbsen-, Linsen-, Hirse-, Grütz- und Graupen-Suppen zubereitet, wobei erforderlich waren zu je 500 Portionen oder Quart:

*) Selbstverständlich hat man auch bei dieser Gelegenheit seiner Zeit den Anfang des neuen Jahrhunderts auf die Zahl 1, d. h. auf 1801 normiert.