US. (7. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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Denkmalpflege bestimmte Forcierungen betreffs Erhaltung bezw. Wiederherstellung zerfallender Burgen geltend gemacht. Diesem Streben ist ein Vortrag entwachsen, den der Architekt Bodo Ebhardt auf dem Denkmalstage in Dresden gehalten hat und den ich an dieser Stelle im Abdruck vorlegen kann. Als Grundlagen zur Erhaltung setzt der Verfasser eine eingehende Kenntnis der technischen Behandlung und der litterarischen Quellen voraus. Als solche Quellen erkennt er die vorhandenen Reste, die geschichtlichen Überlieferungen, etwaige ältere Abbildungen und die sich mit der Burgenkunde beschäftigende Litteratur an. Als Architekt betont er besonders die Kenntnis der bautechnischen Pläne, die falls solche vorhanden sind —erst das Verständnis der Trümmerwelt ermöglichen. Wenn auch zur Zeit wohl mancher Kunsthistoriker alterSchule nicht von dieser kritisch auflösenden Thätigkeit des Architekten erbaut sein wird, der gerade die letzte der oben angeführten Quellen mit berechtigtem Misstrauen betrachtet, so hat Bodo Ebhardt doch das Verdienst, zu den Fragen der Erhaltung bezw. Erneuerung der Burgen frische Anregungen gegeben zu haben. Durch die Folgerungen, die sich an die beabsichtigte Wiedererrichtung der Hohköuigsburg geknüpft haben, die in die Hand Ebhardts gelegt ist, wird die Frage der Burgenpflege aus dem engen Zirkel des Historikers in die Beurteilungsweite der Allgemeinheit gerückt, was wieder manchem alten Bauwerke zugute kommen wird. Die Grundsätze Ebhardts, die aus einem langjährigen .Studium alter Burgen hervorgegangen sind, verdienen von allen zur Kenntnis genommen zu werden, die der Denkmalpflege und Heimatkunst' ihr Interesse zugewandt haben, also von unserer Gesellschaft in erster Reihe. R- M.
10. Herr Professor Dr. Friedrich Krüner: „Zur Erinnerung an den 18. Januar 1701“. (Im Auszuge.) Eines der bewundertsten Kunstwerke des Berliner Doms — des alten, wie demnächst des neuen — ist der Prachtsarkophag des ersten preussischen Königs, dessen Gedächtnis wir heute an dem 2(X)jährigen Krönungsjubiläum feiern. In seiner Ausschmückung ist das Werk vielleicht das letzte grössere Andreas Schlüters; es führt uns in seiner Fülle kriegerischer Ruhmeszeichen hinein in den düsteren Waftenglanz der vorletzten Jahrhundertwende. Dieser Eindruck wird noch gewaltiger, wenn wir wenige Schritte vom Dome am andern Ufer in der Ruhmeshalle verweilen vor dem farbenprächtigen Gemälde der Turiner Schlacht mit dem alten Dessauer, den Fahrten und Beutestücken brandenburgischer Truppen von den italienischen und wallonischen Schlachtfeldern. In der That hat jener erste preussische König 21 Jahre lang Krieg geführt, nur drei Friedensjahre sind ihm beschieden gewesen. Und doch wird durch diesen Herrscher niemand zuerst an die mit Blut und Eisen geschriebenen Seiten des Hohenzollern- staates erinnert werden; sein Name ist lebendig vielmehr durch die
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