1<- (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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Moores wenigstens zum Teil auf Anhäufung von Meeres-Tang schrieb. Selbst für den Laien, sofern er sich nur einmal in einem Torfmoor und Torfstich umgesehen hat, erscheint eine so kühne Hypothese schier unglaublich. Vor 110 Jahren und auch noch später wurde sie aber von namhaften Gelehrten verfochten und es kann uns daher nicht- Wunder nehmen, dass sich drei namhafte Naturforscher zusammen- thun mussten, Chamisso für das Anthropologische, Zoologische und Botanische, Holtmann für das Topographische, Geologische und Mineralogische, I’oggendorf*) für das Physikalische und Chemische, um eine Autorität, wie Alexander von Humboldt ad absurdum zu führen. Wie thaten dies nun diese vortrefflichen Leuchten der Wissenschaft? Ganz anders, als es wahrscheinlich heute der Fall sein würde, wo auch in der Gelehrtenwelt der Subjektivismus überhand gegriffen hat, der Art, dass man zunächst dem Gegner dadurch zu .widerlegen sucht, indem man ihn zunächst nach Möglichkeit persönlich angreift und als wissenschaftlich unzulänglich darstellt. Nichts von alledem in der Widerlegungsschrift, die eine für alle Zeiten geradezu musterhafte Ruhe und Klarheit der Darstellung besitzt, welche stets objektiv bleibt und gerade dadurch umso überzeugender wirkt. Es ist ein wahrer Genuss, diese Abhandlung zu lesen, welche sich gegen eine Darlegung Humboldts im Bergmännischen Journal von Köhler und Hoffmann, 5. Jahrg. I. Bd. 1792, S. 5öl wendet. A. v. Humboldt sagt darin:
.Herr Bergassessor Wachtel nimmt in seiner mineralogischen Abhandlung vom Torfe gegen Linnes und anderer Meinung die Hypothese an, dass der Torf grösstenteils zusammengehäuften Meerespflanzen seinen Ursprung verdanke. Bei meinem letzten Aufenthalte auf dem grossen llakcnberg-Linumschen Torfmoore hatte ich Gelegenheit eine Beobachtung anzustellen, welche jene Hypothese in ein höheres Licht setzt. Ich fand in dem dortigen Torfe 8—10" lange und l'/ 2 " breite Blätter eines Seegrases**),-Fucus sacharinus, frisch und unversehrt, wie ich ihn im
Freiberger Bergakademie, 1792 als Bergassessor und 1793 als Oberbergmeister in Bayreuth, das damals preussisch war. Das weitere Leben v. IL’s interessiert für den vorliegenden Fall nicht. Vergl. IV. 0. Wittwer. Al. v. Humboldt. Sein wissenschaftliches Leben und Wirken. Leipzig, 1860. E. Fr.
*) Johann Christian Loggen dorf, geb. 29. Dez. 1796 zu Hamburg, studiert seit 1820 in Berlin Chemie und Physik. Später Professor an der hiesigen Universität und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, besonders bekannt als Herausgeber (seit 1824) der gewöhnlich nach ihm genannten, berühmten „Annalen der Physik und Chemie“. E. Fr.
**) Die Bewohner der Ostseeküsten unterscheiden sehr wühl Seegras, d. h. die zu der Phanerogamen-Eamilie der Potamogetonaceae gehörige Gattung Zostera mit zwei Arten Z.-marina, das gewöhnliche, zu Polsterungen benutzte, fast 1 m lang werdende grosse Seegras, und Z.-nana, kleiner bis 40 cm lang, von Danzig her bekannt von mir aber auch mit Professor Mttnter zusammen im Dänischen Wieck nahe der Rvck-Mündung bei Greifswald gefunden. Humboldt meint aber den aus den