Issue 
(1900) 9
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17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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zu sein. Uns durch eigene Ansicht diese merkwürdige Thatsache, deren erneuerte \\ ahrnehmung nach Humboldt nicht weiter gemacht worden ist, zu bestätigen, war der nächste Zweck einer Untersuchung, die wir gemein­schaftlich unternommen.

Poggendorf widerlegt Humboldt chemisch, indem er nachweist, dass der I orf keinerlei Jodine und sonstige Bestandteile von Meeres­pflanzen enthalte, Hoffmann widerlegt Humboldt vom geologischen, geognostischen und mineralogischen Standpunkt und Chamisso zeigt, wie das Linumer Moor von oben bis unten nur die üblichen Moor- und Süsswasserpflanzen enthalte: Arundo Phragmites, Typha latifolia, Kriophorum angustifolium, Sparganium ramosum, Menyan- tlies trifoliata, Scheuchzeria palustris, Carex-Arten u. s. f. Biegende Baumstämme, wie sie aus Ostfriesland, Bremen, Mecklenburg und so weiter bekannt seien, kämen im Linumer Moor nicht vor.*) Dagegen sagt Chamisso S. 262:

Eine sehr interessante Erscheinung ist das Vorkommen von Hozkohlen im Torfe (i7" unter der jetzigen Oberfläche, si e finden sich auf einer einzigen Stelle von etwa f5 Quadratruten Umfang in dem jetzt in Bestich befindlichen Terrain Die uns zugesandten Proben schienen halb und gleichsam über der Erde verbrannte Wurzeln und Kohlen von kaum zoll- dieken Reisern zu sein. Spuren von Rinde deuteten auf Betula, das Gefüge der Kohlen verriet ein weicheres Holz (etwa Weidenarten). Es ist gewiss, dass dort ein Feuer gebrannt hat zu einer Zeit, in welcher die Oberfläche des Moores noch so tief unter dem jetzigen Niveau stand. Ein ähnliches Faktum wird von Voigt angeführt**).

Buch citiert hierauf Humboldt und sagt alsdann weiter:

Denn nun sehen wir diese mächtige Tortsehicht mit in die Reihe der Gegen­stände treten, welche uns über Geschichte und progressive Ausbildung des Erdkörpers belehren. Ob diese Pflanzen sich aber durchaus in der ganzen Schicht finden oder nur in den unteren Teilen, das wissen wir nicht. Ob wohl die Entstehung nord- deutscher Torfmoore im Zusammenhang steht mit der Aufhäufung so vieler Dünen­reihen. welche man, denen an den holländischen Küsten ganz gleich, durch viele Sandwüsten des nördlichen Deutschlands sich hinziehen sieht?

L. v. Buch schien also in Verbindung mit der Humboldtschen Hypothese nicht abgeneigt, auch unsere alluvialen Sanddünen als Meeresprodukte anzusehen. E. Fr.

*) Dergleichen hauptsächlich vom Winde umgestürzte Bäume, viele Kiefern, aber auch einzelne Eichen, kommen dagegen häufig in den Grunewald Mooren vor den Thoren Berlins vor. Als man die alten Moore, welche jetzt in den Hubertus-, Hertha-, Königs- und Diana-See verwandelt sind, zu diesem Behüte ausgrub, wurden so viele umgestürzte Bäume (meist Kiefern) in dem Moor gefunden, zerkleinert und öffentlich meistbietend verkauft, dass man dazu einen bekannten Gassenhauer dichtete und komponierte, der durch die ganzezivilisierte Welt ging und mit den Worten anting:Im Grunewald ist Holzauktion.- Übrigens spricht Bekmann, Beschreibung der Kurmark Brandenburg I. 632 von grossen Eichbäumen mit Wurzeln und Zweigen, die man im Linumer Moor gefunden. E. Fr.

**) S. E W. Voigt: Versuch einer Geschichte der Steinkohlen, der Braun­kohlen und des Torfes. 1802. E. Fr.