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(1900) 9
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17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Das Moor wurde auf Tiere und Pflanzen von Chamisso und Ilofi- mann bis auf den Grund untersucht. S. 264 heisst es:

Der Grund der ganzen Torfmnssc ist, seiner inneren Beschaffenheit nach, herrschend ein feiner, weisslicher Triebsand, seltner und an isolierten Punkten ein hellgrauer, staubiger Mergel, der namentlich im Hoden der Rhinschleuse und im Cremmensehen Luch angetroffen wird. In ihm haben sich auf den Gross-Ziethensehen Wiesen und bei der Neuen Mühle unmittel­bar unter dem Torf, umgeben von dessen Wurzelfasern, kleine gebleichte, sehr brücklichc KUsswasserschneckcn gefunden. Hei nllhcrer Betrachtung sind sie. deutlich für Arten der Gattungen Cyclostoma*), Valvata, Plan- orbis erkannt worden, Trümmer grosserer Arten schienen der Gattungen Limneus oder Succinca anzugehören, (vergl. Draparnaud histoirc naturelle des Mollusques terrestres et fluviatiles de la France), eine genauere Be­stimmung der Arten war schwer mit Zuverlässigkeit möglich, doch glaubte Chamisso mit Bestimmtheit Planorbis Kpirorbis und Cyclostoma obtusum zu unterscheiden; ein operculum, das sehr hilufig und wohl- crhalten vorkommt, gleicht in Form und eoncentrischer Streifung ganz dem von Cyclostoma viviparuin, ist aber zwei- bis dreimal kleiner als dieses.

Hierbei wie bei der Sammlung der Mineralien, Pflanzen, Tier­knochen, anthropologischen Reste war der Ober-1nspektor Stein­kopf, der den Betrieb des Linumer Torfmoors leitete und selbst sehr schöne Fundstücke daraus besass, sehr thätig.

Chamisso führt S. 265 folgende weitere zoologische Funde auf: »Reste von Tieren. Ein Geweih von einem Gabelhirsch des Elenn- tiers (Cervus Alces), zwei Zühne eines sehr jungen Tieres derselben Art und zwei Pfcrdczühne, sämtlich in 5' Tiefe gefunden. Zwei andere Pferdezähne, die im Langeschen Moore etwa 3 tief gefunden worden, trifft man in der Sammlung des kömgl. Ober-Bergamtes. In 4' Tiefe fand sich der I lauzahn eine» Ebers. Spuren von Böhrknochen sind schon erwähnt worden, sie waren mit feinem Wurzelgewebe von der Farbe des Torfes ausgewachsen. ln 7 Tiefe fanden sich die Überreste eines Käfers. Es sind die Elythra

*) Klöden, Beitrüge zur mineral, und geognostischen Kenntnis der Mark Brandenburg, LX. Stück. Berlin 183Ö, der bei der Beschreibung des Havel­ländischen Luchs die Abhandlung der «bei Experten auszugsweise S. 36 flg. niitteilt, führt dieselben Konchylien an. Ich habe öfters im Havelländischen Luch sowohl subfossile als auch recente Süsswasser-Konchylien gesammelt und könnte deren Zahl namentlich durch SüsswasseT-Mnschein, wenn es noch weiterer Widerlegung Humboldts überhaupt bedürfte, vermehren. Cyclostoma wird jetzt lediglich auf ein Geschlecht gedeckelter Landschnecken bezogen, die erst weit südlich der Provinz Brandenburg leben; C. impurum Drap, heisst jetzt Bythinia tentaculata Linn6; Cyclostoma viviparum Drap, heisst jetzt Ialudina vivipara Linn6 oder Vivipera vera v. Frauenf. Der kleinere Deckel (Operculum) mag von der kleineren Paludina fasciata Müller herrfihren. Klöden ignoriert übrigens die Humboldtsche Hypothese vom meerischen Ursprung der Märkischen Moore gänzlich. E. Fr.