17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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zahlreich geworden, dass dort ein eigenes Kirchspiel init der Marienkirche und ein eigener Markt, der „neue Markt“, errichtet wird, zum Unterschiede von dem ersten Marktplatz, der von jener Zeit an der „alte Markt“ und später, nach erheblicher Verkleinerung „Molkenmarkt“ heisst.
In Folge dieser Vergrösserung beginnt die Stadt, sich förmlich, nach dem Muster älterer Städte, zu organisieren. Um das neu abgerundete Gebiet wird eine feste Mauer mit Thoren und Türmen angelegt, die sich vor der inneren Linie des Bogens der jetzigen neuen Friedrichstrasse hinzog und deren letzte Reste sich noch unmittelbar hinter der Klosterkirche befinden. Wall und Graben nahmen ungefähr die Stelle der heutigen neuen Friedrichstrasse ein.
Da das Rathaus weder nach seiner Grösse noch nach seiner Lage der neuen Stadt entsprach, so wurde unter gänzlicher Aufgabe des alten ein neues auf der Grenze der Alt- und der Neustadt, in der Mitte der vergrösserten Stadt und ziemlich gleich weit von beiden Kirchen entfernt, erbaut, ln der für den Neubau erwählten Gegend lag damals die erste Niederlassung der Franziskaner-Mönche; diesen wurde eine freie Stelle zwischen der alten und der neuen Stadtgrenze zum Klosterbau zugewiesen (Klosterkirche und Gymnasium zum grauen Kloster). So entstand das Rathhaus um das Jahr 1270 auf der Stelle, auf der es die älteren, jetzt lebenden Berliner noch zu sehen gewohnt waren.
Es bestand aus einer im frühgotischen Stil gehaltenen offenen Halle, mit vier von einer Mittelsäule getragenen Kreuzgewölben überdeckt, im ganzen circa 9,5 m im Quadrat gross, die als Gerichtslaube diente, sowie aus einem daran stossenden, im Erdgeschoss ebenfalls überwölbten Hause von circa 10 m Länge und 18 m Breite. Das Ganze war von einem freien Platz umgeben, der „Krautmarkt“ hiess.
Eine Vergrösserung dieses Baues wäre wohl schon nach wenigen Jahrzehnten nötig geworden, wenn nicht die im Jahre 1807 erfolgte Vereinigung von Berlin und Cölln zu einer Verwaltung die Verlegung iles gemeinsamen Ratsstulils erforderlich gemacht hätte. Um beiden Teilen gerecht zu werden, wurde dieses gemeinsame Rathaus an die Grenze beider Städte gesetzt und zwar, da sonst kein passender Raum mehr war, an die erst kurz vorher errichtete „lange Brücke“.
Das bisherige Berliner Rathaus wurde aber für gewisse Zweige der Verwaltung weiter benutzt und als es im Jahre 1380 abbrannte, wurde es beim Wiederaufbau nach der Königstrassen-Seite hin in der yjj|o' vergrössert, wie sie dort das alte Rathaus bis zuletzt hatte. Gleichzeitig wurde auch, angelehnt an die nördliche Seite* der Gerichtslaube und an den westlichen Rathausgiebel, der grosse Seigerturm erbaut, der beiden Städten dienen sollte, und dessen oberer Teil im Laufe der Jahrhunderte mancherlei Veränderungen erfahren hat.
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