Heft 
(1900) 9
Seite
509
Einzelbild herunterladen

17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

509

auch der Turmunterbau beseitigt, weil er den Verkehr in der König­strasse zu sehr beengte.

Als im Laufe der 185üer Jahre mit der Entwicklung Berlins auch das Bedürfnis nach vermehrten Räumlichkeiten für die Verwaltung wuchs, entschloss man sicli nach zehnjährigen Beratungen und Verhand­lungen zum Abbruch des alten Rathauses und zur Errichtung eines grösseren neuen. Zur Gewinnung des grösseren Bauplatzes wurden nicht allein sämtliche Häuser des Blocks zwischen Spandauer-, Königs-, Jüden-Strasse und Nagel-Gasse angekauft, sondern unter Ankauf der Häuser auf der anderen Seite der Nagelgasse, diese selbst noch etwas zurückgelegt. Die Gerichtslaube aber blieb noch bis 1870 stehen; aus ihren Bauteilen wurde sie auf Babelsberg wieder in möglichst ursprüng­licher Form rekonstruiert.

Die vorgelegten vier Photographieen zeigen uns nun den letzten Zu­stand des alten Rathauses. Man sieht den Nehring-Schlütersehen Flügel von 1695 an der Spandauer Strasse; die Gerichtslaube in der Gestalt, wie sie seit Zumauerung der Bogenöffnungen in der Mitte des 16. Jahr­hunderts sich erhalten hatte; den Flügel an der Königsstrasse mit dem Portal von 1584 und das gewölbte Einfahrtsthor mit dem Erker-Aufbau, ebenfalls von 1584.

Zugleich wird noch eine Photographie des Aktes der Grundstein­legung zum neuen Rathause vom 11. Juni 1861, sowie eine Ansicht des geräumten Hauplatzes mit dem Hintergründe der Nagelgasse, vorgelegt. Auf ersterem Bilde leider regnete es gerade sieht man deutlich König Wilhelm und die Königin mit Gefolge und der ganzen Fest- Aufstellung, die manche durch die Witterung erklärliche Lücken auf­weist.

9. Der märkische Wald und seine Erhaltung.

Von Professor Müllenhoff.

Es ist eine eigentümliche Erscheinung, dass unter den zahlreichen Vorträgen und Aufsätzen, welche in den neun Jahrgängen unserer Brandenburgia veröffentlicht sind, kein einziger sich speciell mit dem Walde beschäftigt.. Man könnte hiernach vermuten, dass die Mitglieder, die bisher durch Wort oder Schrift Beiträge zur Kunde unserer Heimat geliefert haben, der Ansicht waren, der Wald biete nichts, was zur Besprechung in unserem Kreise geeignet sei. Das ist nun gerade nicht sehr ermutigend, und es möchte daher mein Unternehmen, hier etwas vom märkischen Walde zu erzählen, gewagt erscheinen. Um es zu recht- fertigen, dass ich mir trotzdem gerade diese Aufgabe gestellt habe, möchte ich zunächst das Eine hervorheben, dass der Wald keineswegs nur für den Botaniker und für den Forstmann, sondern ebenso sehr auch für jeden Zoologen, ja für jeden Naturbeobachter ein reiches Feld für mannigfache Beobachtungen bietet.