Heft 
(1900) 9
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17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

gelangt. Hier arbeitet er sich einen Raum von passender Grösse und kleidet ihn mit feinen Spähnen aus. Diese Höhlung dient ihm als Brutraum.

Der Specht schlaft stets iu der Kletterstellung; er hängt sich nachts in senkrechter Körperhaltung an die inneren Wände von Baum- höhhmgen an. Daher legt er sicli auch während der Streichzeit überall da, wo er nicht gleich einen passenden Raum zum Übernachten findet, derartige Höhlen au. Jeder Specht stellt also im Laufe eines Jahres recht zahlreiche Höhlungen her.

Der Specht verwendet seinen Schnabel in sehr mannigfacher Weise und mit grossem Geschick. Weiss er ihn doch selbst zum Herausholen der Samen aus den Kiefernzapfen zu verwenden.

Zur Zeit, wo die Kiefernsamen reif werden, sucht sich der kluge Vogel einen Baum, der ein der Grösse der Kiefernzapfen entsprechendes Loch hat, oder er zimmert sich ein solches zurecht, ln diese Vertiefung steckt er die reifen Zapfen und zwar mit dem Stielende voran hinein und klemmt sie durch kräftigen Druck fest. Sodann spaltet er mit dem Schnabel die Schuppen auf, um die Samen zu erlangen. Den oft nur halb entleerten Zapfen zerrt er dann wieder heraus und lässt ihn zur Erde fallen. Darauf holt er sich einen neuen herbei.

Zu dieser Arbeit benutzt der Specht stets dieselben Stellen im Walde; die massenhaft am Boden liegenden Zapfen verraten uns die Arbeitsstätten des tleissigen Vogels. Spech tschm ieden heissen sie daher beim Volke.

Bei oberflächlicher Betrachtung sieht es so aus, als ob der Specht dem Walde mancherlei Schaden brächte. Er zerspaltet, so erzählen uns wohl die Förster, die Rinde und macht dadurch das Holz frei, so dass die Feuchtigkeit und die Pilze ihr Zerstörungswerk beginnen können. Er frisst eine Menge Kiefernsamen und neben den schädlichen im Holz lebenden Insekten, vertilgt er doch auch die nützlichen Waldameisen, ja frisst sogar des Försters Bienen.

Doch werden diese Missethaten durch den Nutzen, den der Specht stiftet, vollkommen ausgeglichen.

Wohl meisselt er die Baumrinde an, doch zeigt die Beobachtung an gefällten Bäumen, dass selbst unter ganz alten Spechtschmieden das Holz sich meist kerngesund erhält. Es ist also wohl nicht allzu ge­fährlich mit den Pilz Wucherungen, die der Specht herbeiführen soll.

Und wenn er auch viele Kiefernsamen verzehrt, so lässt er doch zugleich, indem er die Zapfen zur Spechtschmiede trägt, gar manchen Kiefernsamen aus dem Zapfen herausfallen und trägt dadurch zur Ver­breitung der Kiefer bei.

Vor allem aber wird der Specht dem Walde nützlich durch seine bereits angeführte Gewohnheit, sich in kernfaulen Bäumen im Laufe