17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
513
Buchfinken, und zwar, soweit ich sehen konnte, lauter Männchen unter heftigem Geschrei verjagt und weithin verfolgt wurde.
Immerhin mag es doch nur selten Vorkommen, dass die kleinen Vögel gegen den kräftigen Räuber sich mit Erfolg wehren. Man beobachtet, dass, wenn im Tiergarten die Eichhörnchen gar zu sehr überhand nehmen, die sonst so zahlreichen Singvögel sich in auffälliger Weise vermindern. Es werden daher im Frühjahr in den frühen Morgenstunden durch den Tiergartenförster viele Eichhörnchen mit dem Teschinggcwehre abgeschossen.
Trotz dieser gelegentlich vorkommenden Verfolgung ist das Eichhörnchen im Tiergarten noch häufig genug und man hat täglich Gelegenheit, seinem possierlichen Treiben zuzusehen. Sehr niedlich sieht cs aus, wenn das Eichkätzchen wie ein Äffchen auf einem Zweige hockt und seinen buschigen Schwanz im Bogen aufwärts hält, als wenn es sich damit beschatten wollte. Diese für das Eichhörnchen höchst charakteristische Stellung ist zweifellos die Veranlassung gewesen, dass die alten Griechen es Skeiuros, d. h. Schattenschwanz, nannten. In Wirklichkeit braucht das Tier den Schwanz nicht als Sonnenschirm, sondern als Fallschirm bei seinen 4 bis 5 m weiten Sprüngen. Wenn im März und April die Männchen sich um den Besitz eines Weibchens balgen und herumjagen, kann man oft sehen, dass das gejagte Tier sich ohne Scheu und ohne alle Gefahr von hohen Bäumen auf die ebene Erde herabfallen lässt.
Die Behendigkeit des Tierchens zeigt sich am schönsten, wenn es Nüsse knackt oder aus den Kiefernzapfen die Samen herausholt. Es fasst eine Haselnuss mit den Vorderpfoten, dreht sie mit grosser Geschwindigkeit hin und her und öffnet sie, indem es an der Spitze die scharfen Schneidezähne so einsetzt, dass die Haselnussschale in zwei gleiche Hälften zerspalten wird. Derartig regelmässig geteilte Haselnussschalen findet man z. B. im Brieselang häufig am Fusse der Bäume, namentlich der alten Eichen.
Man kann das praktische Verfahren der Eichhörnchen beim Öffnen der Haselnüsse leicht nachalnnen und mit einem schwachen Federmesser ohne alle Anstrengung die härteste Haselnuss öffnen, indem man die oberste Spitze abschabt und die Messerspitze in die dadurch sichtbar werdende Naht einsetzt.
Etwas anderes aber ist mir nie gelungen. Ich habe nicht ermitteln können, wie ein in der Gefangenschaft gehaltenes Eichhörnchen von zahlreichen vorgelegten Haselnüssen die guten von den tauben unterscheidet und sich, ohne die tauben auch nur zu berühren, nur die guten heraussucht.
Wunderlich ist das Benehmen des Eichhörnchens, wenn man ihm Äpfel oder Birnen giebt. Von diesen Früchten verschmäht es das
mm