17. (8. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
517
dicht unter der Oberfläche der Erde weithin verfolgen. Bei mildem Wetter lässt sich gerade zur Winterzeit die Thätigkeit des Maulwurfs besonders gut beobachten, indem die weisse aufgeborstene Schneedecke das Auflinden der neuen Gänge sehr erleichtert.
Eine der wunderbarsten, erst in neuester Zeit von den Zoologen genau untersuchten Lebensgewohnheiten des Maulwurfs ist das Anlegen von Wintervorräten.
Er häuft sich in den Röhren, welche seine Lagerstätte umgeben, eine grosse Menge von Regenwürmern und Engerlingen an. Auf einer Wiese bei Barsbek im östlichen Holstein wurden nicht weniger als 1280 Regeuwiiriner (2 kg) und 18 Engerlinge aufgefunden. Ganz ähnliche Beobachtungen sind auch iu Holland gemacht. Die Würmer waren jedesmal zu einem Knäuel zu 7 und 8 vereinigt und diese durch eine geringe Menge Sand oder Erde von einander geschieden. (Natur und Haus IX, pag. 171).) Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus dass allen Würmern der Kopf fehlte; der Maulwurf hatte ihnen die vorderen 2—5 Segmente abgebissen. Uber dem verwundeten Körperteile hatte sich eine neue Haut gebildet, im übrigen keine Regeneration stattgefunden; in Folge der niedrigen Wintertemperatur war das Ergänzungswachstum unterblieben.
Durch diese Art der Verletzung erreicht der schlaue und gefrässige Wühler einen doppelten Zweck. Indem er den Würmern die Kopflappen abbeisst, wei’den diese nur gelähmt und nicht getötet. Sie bleiben frisch und für den Maulwurf geniessbar, können ihm aber nicht entrinnen, da der für das Fortschieben respektive auch Verschlucken der Erde nötige Kopf fehlt.
Nun müsste ich eigentlich, um die Thätigkeit des Maulwurfs finden Wald vollständig zu beurteilen, im Anschluss an die Beschreibung des Maulwurfs und seines Lebens auch die Tiere besprechen, die ihm zur Nahrung dienen. Ich müsste die Regenwürmer und ihren Einfluss auf die Bildung des Humus, sowie auch die Engerlinge und ihre Verheerung der Baumwurzeln schildern. Ähnlichen Stoff bietet der Igel und die Spitzmaus, der Dachs, der Fuchs und die Marderarten, die Waldmäuse und die Wasserratte, der Hase und das Kaninchen, die Eulen, die Tagraubvögel und zahlreiche andere Vögel. Ein ganz unerschöpfliches Gebiet bildet die unendliche Schaar der forstschädlichen Insekten und ihrer Feinde. Das Gesagte möge genügen um zu zeigen, in wie mannigfacher Weise Tierleben und Pflanzenleben miteinander im Walde verbunden sind und wie sie sich gegenseitig bedingen.
Nur auf einen Punkt möchte ich noch zum Schlüsse hinweisen,
auf die Erhaltung unseres Waldes.
Häufig sind Klagen laut geworden, dass bald hier bald dort ein schöner Wald der grausamen Axt überliefert sei; nicht selten hört man