10. (7. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres
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noch Siegel besitzen. S. 35 heisst es: „Ravensbrück, Flecken*). Nach Mittheilung des Gemeindevorstehers führt der Ort kein Wappen noch Siegel.“ Eine Ausstellung habe ich: der schwer zu treffende Berliner Bär befriedigt nicht, er sieht mehr wie „Nobel“, nicht wie „Petz“ aus. — Das Werk ist in Imp. Fol., die Ausstattung bunt und farbenfreudig nach der Münchener Art, welche durch die Künstler-Kalender vor einigen Jahren auch bei uns eingeführt und beliebt geworden ist.
Herr E. Friedel legt ferner vor ein kürzlich erschienenes Prachtwerk des in weiten Kreisen bekannten Antiquars R. Forrer zu Strassburg i. E.: „Die Zeugdrucke der byzantinischen, romanischen gotischen und spätern Kunstepochen.“ 57 Tafeln, 132 Abbildungen in Farben- und Lichtdruck, nebst Clichéabbildnngen im Text. Strassburg 1894. Druck der Aktiengesellschaft Konkordia in Bühl (Baden). Lithographische Tafeln von R. Fretz in Zürich. Lichtdrucktafeln von J. Krämer in Kehl. (Preis 75 Mark.) Ein Illustrationswerk ersten Ranges Herr Friedel bemerkt hierzu folgendes. Unsere Gesellschaft, welche erst am 16. d. M, unter Führung unseres Mitgliedes Robert Mielke, die neue von der Stadt Berlin in der Markusstr. Nr. 49 errichtete Webeschule besichtigt hat, geht die selten schöne Publikation des als sachverständigen Sammlers seit lange her überall gewürdigten Verfassers besonders an wegen der von mir in der letzten Sitzung ausgestellten und besprochenen kulturgeschichtlich denkwürdigen bedruckten Erinnerungs-Tücher.
S. 36 unter der Ueberschrift: „Die bedruckten historisch- satyrischen Taschentücher der Revolutionszeit und des Empire“ sagt Forrer Nachstehendes.
„Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts war es Sitte geworden, die durch das damals allgemein übliche Tabakschnupfen überall eingeführten Taschen- oder „Schnupftücher“ mit figuralen Darstellungen zu bedrucken. Der ursprünglich neue ornamentale Zweck dieser Dekoration nahm aber bald eine andere Gestalt an, indem man begann, die Tücher mit Bildern von aktuellem Interesse, hauptsächlich mit Darstellungen politischen Inhalts zu versehen. Ein interessantes Beispiel dieser Art ist das in Schwarz-, Roth- und Blaudruck ausgeführte Tafel XLVI aus dem Jahre 1791.“ (Es ist dies das Taschentuch auf den Frieden von Cistowe, welches ich im Lichtdruck in der Februar-Sitzung d. J. bereits vorzeigte. Durch die Gefälligkeit des ■ Herrn Forrer, welcher einen Teil der Kosten bestreiten will, werden dem Monatsblatt so viel Exemplare als die Stärke der Auflage erfordert, zur Verfügung gestellt werden, wofür ich Herrn Forrer hiermit öffentlich den Dank der „Brandenburgs“ ausspreche.**)
Forrer Hält dies Tuch für sächsische Arbeit und fährt fort:
„Das politische Taschentuch Fig. 2 Taf. XLVII dagegen führt uns nach Frankreich, in dem Beginn der Revolutionszeit. Es ist ein aller Wahrscheinlichkeit nach nordfranzösischer Baumwollendruck, eine Satire auf die Zustände des mit Ludwig XVI.
*) Im Kreis Templin, dicht bei dem mecklenburgischen Städtchen Fürstenberg malerisch gelegen. Ein redendes Wappen (Rabe auf der Brücke) läge doch nahe.
**) Vergl. d. beiliegende Tafel und d. Monatsblatt Bd. III. S. 300.