10. (7. öffentliche) Versammlung des 3. Vereinsjahres.
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Heft, der Veröffentlichung bilden, welche die Kunstverlagsfirma Dr. Mertens & Co. über die Kunst- und Alterthums-Schätze des Märkischen Provinzial-Museums herauszugeben beabsichtigt.
Wir beschränken uns deshalb hier auf den i. J. 1894 entdeckten Hacksilberschatz, welcher auf der Feldmark Leissower Mühle bei
Göritz a. O., n a he Frankfurt-Lebus erhoben worden ist.
Die Hauptstücke desselben sind auf den beiliegenden vier Tafeln enthalten, welche unser soeben genanntes Mitglied Dr. Mertens hat anfertigen lassen und die er der „Brandenburgia,“ für das Monatsblatt grossmütig, wofür wir herzlichen Dank sagen, ohne Vergütung zur Verfügung stellt.
Der Mühlenbesitzer Grabe, der den Fund an das Märkische Pro- vinzial-Museum veräussert hat, stiess beim Pflügen auf das heut vorgezeigte zylindrische, cistenartige, gedeckelte wendische Gefäss, in welchem Silbergegenstände verschiedenster Art im Gewicht von etwa 20 Pfd. langen. Wegen verschiedener Einzelheiten sei noch auf den von mir (E. Friedel) am 26. Januar d. J. in der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte gehaltenenen bezüglichen Vortrag verwiesen, welcher in den Verhandlungen derselben abgedruckt ist.
Der Leissower Schatz enthielt, bemerkt Dr. Bahrfeldt, etwa 2100 Gramm Hacksilber, 1900 Gr. Schmuckstücke, ca. 6000 Gr. Münzen. Der Schmuck setzt sich zusammen aus dreizehn geflochtenen, mit verzierten Schliessen versehenen Halsringen von verschiedener Stärke, einem massiven Armring, verschiedenen Schläfen-, Finger- und Ohrringen, Schliessteilen von Gürteln, den bekannten, in derartigen Funden oft verkommenden Filigranschmuckstücken Drahtgeflechten, Zierraten mit phantastischen Gebilden, darunter Tierköpfe, Pferdchen u. dergl. mehr — alles in Silber. Die Münzen des Fundes, auf etwa 6000 Stück geschätzt, gehen bis in das zweite Jahrzehnt des XI. Jahrhunderts hinunter und geben ein übersichtliches Bild des damaligen Geldumlaufes. Als älteste Münzen fänden sich darin je ein Denar des römischen Kaisers Domitian, des Marc Aurel, seines Mitregenten Lucius Verus und der Crispina, Gemahlin des Kaisers Commodus, also aus der Zeit von 81 bis 192 n. Chr. Für die Funde des X. und XI. Jahrhunderts ist das Vorkommen von römischen Kaiserdenaren nicht selten, wie das die Funde von Obersitzko, Stolp, Kawallen, Schöningen, Vossberg u. a. bezeugen. Byzantinische Münzen fanden sich von Konstantin X. und Romanus II. (948-959), Johannes I., Zimesces (969 -976), Basilius H. und Konstantin XI. (976—1025). An orientalischen Münzen waren vorhanden Dirhems der Dynastien der Abbasiden, Samaniden, Hamdaniden, Merwaniden, Okailiden, Bujiden und der Chane der Wolga-Bulgaren.