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Die Territorial-Entwickelung der Mark Brandenburg.
Wir sind mm über die Wanderungen aller dieser Grenznachharen unserer Semnonen unterrichtet. Die Langobarden sind noch am Kampfe zwischen Armin und Marbod, sowie an den Markomannen-Kriegen beteiligt, gelien später nach Norditalien (Lombardei) und gründen dort ein eigenes Reich, das bis 774 bestand, wo es von Karl d. Gr. dem Frankenreich einverleibt wurde.
Heruler und Rugier schliessen sich teils den West-Goten, teils anderen Stämmen an; erstere werden um 487 von den Ost-Goten unter Odoaker an der Donau vernichtet.
Die West-Goten verlassen um 150 ihre alten Sitze, kommen später, nach vielem Umherziehen, ebenfalls nach Italien, plündern um 410, unter Alarich, Rom, gelangen dann nach Gallien, wo sie um 510 bei Poitiers besiegt und zersprengt werden.
Die Burgunden treten im 3. Jahrhundert ihre Wanderung, nach dem Westen hin, an. Wir finden sie um 400 unter König Günther am Rhein, in der Gegend um Worms (dort am Hofe dieses Königs und seiner Schwester Krimhild spielt die Nibelungensage), etwas später in Gallien, wo sie ungefähr zwischen Aar und Rhone von 407—532 ein eigenes Reich bilden und dann dem Merowinger-Reiche einverleibt werden.
Die Vandalen gelangen unter König Geiserich oder Geuserich ebenfalls nach Gallien und Spanien und ein Teil derselben setzt um 429 nach Afrika über.
Nur über den Verbleib unserer Semnonen fehlt der geschichtliche Nachweis. Wir wissen nur, dass sie an den Markomannen-Kriegen gegen die Römer von 165—180 teil nehmen, und dass sie zuletzt um 180 in ihren alten Sitzen in unsei'er Mark genannt werden, als die Quaden, ein Markomanneu-Stamm, der in Mähren ansässig war, bei ihnen Schutz suchte. Dann verschwindet der Name der Semnonen. Aber nicht lauge danach, um 213, finden wir ein bis dahin nicht genanntes Volk, die Alamannen, am oberen Main, im Kampfe mit den Römern unter Kaiser Caracalla. Diese Alamannen durchbrechen den römischen Grenzwall, gelangen in das sogenannte Zehntland, das ist unser heutiges Baden und Württemberg. Sie machen von hier um 259 und 270 Vorstösse nach Italien und Gallien, werden aber von Julian i. J. 357 in der Schlacht bei Strassburg besiegt und bleiben von da ab in ihrer Hauptmasse in dem vorgenannten Zehntlande ansässig. Diese Alamannen sind aber nichts anderes als unsere Semnonen. Sie selbst nannten sich Snevi oder Suabi. Die Grenznachbaren und auch die Römer nannten sie Alamannen. Alah heisst der Tempel, sie waren die Männer d. h. die Hüter des Tempels, der im heiligen Walde der Semnonen lag, worin der Weltenschöpfer Zin verehrt wurde. Der griechische Geograph Ptolomäus, der im 2. Jahrhundert, also zu der Zeit lebte, als die Semnonen noch in unserer