Die Territorial-Entwickelung der Mark Brandenburg.
21
Mark ansässig waren, sagt, dass dieser heilige Wald unfern des Flusses Suevus und des Ortes Viritiurn gelegen habe. Der Suevus ist unsere Oder, die Ostsee hiess damals auch das Suevische Meer. Bei dem Namen des Ortes Viritium hat man unter anderen auch an Wrietzen gedacht, das um 1300 noch vrizna heisst, doch lassen sich hierauf keine Schlüsse hauen, wenn es auch nicht unwahrscheinlich ist, dass der heilige Wald zwischen Eberswalde und Bukow gelegen haben könnte.
Mit grösserer Sicherheit dürfen wir aber die Vorfahren der Schwaben als die Autochtonen unserer Mark bezeichnen, ohne befürchten zu müssen, dafür eingesteckt zu werden, wie es jenem französischen Schriftsteller unter Ludwig XIV. erging, der in einer gelehrten Abhandlung bewiesen hatte, dass der Name ihres Landes und ein Teil ihres Volkes von den deutschen Franken abstammt, und dass diese mit den deutschen Bur- gunden das Ferment gewesen seien für die Verschmelzung der Urbewohner des Landes: der alten Gallier oder Kelten, mit den Romanen, und dass ihre grossen Könige Chlodwig und Karl der Grosse Deutsche waren und deutsch redeten.
Aber kehren wir zu unserer Mark zurück.
Wir wissen, dass die germanischen Wanderungen schon lange vor unserer Zeitrechnung begannen.
Die Cimbern und Teutonen, die auf der cimbrischen Halbinsel und an der unteren Elbe ihre Sitze hatten, erscheinen schon 113 v. Cli. an der Nordostgrenze Italiens, kämpfen dort siegreich gegen die Römer, teilen sich aber, weiter umherziehend, und treten dann erst um 102 v. Ch. in Italien ein, die Cimbern über die Ostalpen, die Teutonen vom Rhonethal her. So getrennt werden sie von dem römischen Feldherrn Marius geschlagen, die Teutonen 102 bei Aquae Sextiae, die Cimbern 101 in Oberitalien.
Tm Jahre 71 v. Ch. tritt eine andere grosse Schaar germanischer Stämme unter Ariovist nach Gallien über, die um 58 von Cäsar in der Gegend von Mülhausen im oberen Eisass vernichtet werden.
Diese Wanderungen und Kämpfe germanischer Stämme setzen sich in den folgenden drei Jahrhunderten fort. Die grosse Völkerflut welle, welche um 375 entstand und die sich unter dem Namen „die Völkerwanderung“ in dem Hunnenzuge unter Attila über Mitteleuropa fortwälzte und die bei Chalons ihren Niedergang fand, hatte die Bewohner der betroffenen Länder abermals durcheinander gerüttelt oder mit sich fortgerissen.
ln die ziemlich entleerten, aber von den Germanen nicht ganz verlassenen Gebiete unserer Mark dringen nun von Osten her die Slaven ein, und als um das Jahr 600 wieder einiges Licht auf diese Lande fällt, da sind sie von Slaven, teils polnischen, teils czechischen Stammes, in