Heft 
(1896) 4
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Die Territurial-Entwickelung der Mark Brandenburg.

Besitz genommen, die sich im allgemeinen bis an die Elbe und Saale, stellenweise auch darüber hinaus, ausgebreitet haben.

Die elbischen Stämme werden Wenden oder Polaben genannt, ab­geleitet von dem slavischen Po bei, und Labe die Elbe, also zu deutsch: Elbanwohner, wie der Name Pommern von Pomorjen, Meeranwohner, herkommt.

Jeder dieser slavischen Stämme hatte besondere Häuptlinge, die, wie es die Germanen machten, sich meistens auch gegenseitig bekämpften Zur nördlichsten Gruppe, im heutigen Mecklenburg und Holstein, ge­hörten die Abodriten oder Obotriten, zu denen die Stämme der Wariner, lthedarier und Tholenzer zählen. Die Mittelgruppe zwischen Elbe und Oder bilden die Wilzen oder Ljutizen, auch Welataben genannt. Zu diesen gehören auch die Ukrer in der Uckermark, die Brizaner in der Priegnitz, die Heveller oder Stoderaner an der Havel, die Spreewaner an der Spree, die Lebusier u. s. w.

Die südliche Gruppe zwischen Saale, Erzgebirge und Sudeten bilden die Sorben, oder, wie sie sich selbst nennen, Serben, von denen unsere Spreewälder-Wenden abstammen. Zn dieser Gruppe gehören auch die Lusitzer, die Milzener oder Daleminzier.

Während nun, durch die slavische Ueberfluthung und Beherrschung unserer Mark, das germanische Element darin, bis auf einzelne Reste, zu Grunde geht, erweitert und befestigt sich im Westen das Reich der Franken.

Der Bund der Franken war etwa um 240 am Nieder- und Mittel- Rhein entstanden. Um 406 sind sie dort schon in Kämpfen mit den Burgunden und Vandalen verwickelt.

Um die Mitte des 8. Jahrhunderts (748) tritt Pipin, der Vater Karls d. Gr., in den Kampf mit den heidnischen Sachsen, den Grenz- nachbaren der Slaven, westlich der Eibe. Der allerchristliche Kaiser Karl d. Gr. selbst überwältigt in einem mehr als 30jährigen Kriege das im 3. Jahrhundert zuerst genannte Sachsenvolk und zwingt ihm mit Gewalt und grausamer Härte das Christentum auf.

Karl d. Gr. geht 789 über die Elbe zur Züchtigung der Wilzen, weil diese die Sachsen im Kampfe gegen ihn unterstützt hatten.

Zur Sicherung der Grenzen worden an verschiedenen Stellen im Elblande Grenzburgen angelegt und Mark-Distrikte eingerichtet, an deren Spitze Markgrafen gestellt werden.

Aber weder Karl dem Gr., der 814 stirbt, noch seinen direkten Nach­folgern gelingt die Unterwerfung der Polaben, und erst König Heinrich I. aus dem Sachsenstamme, der von 919936 regierte, und der den Bei­namen der Städtebauer führt, erreicht grössere Erfolge über die Slaven. Er gründet um 927 die Mark Nordsachsen oder Nordmark, unsere heutige Altmark. Er schlägt die Heveller und erobert ihren Hauptort, die Feste